MKL1888:Philologenversammlungen

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Philologenversammlungen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 1008
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Philologenversammlungen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 1008. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Philologenversammlungen (Version vom 19.03.2021)

[1008] Philologenversammlungen, jährliche Zusammenkünfte deutscher Philologen und Schulmänner, hervorgegangen aus der bei Gelegenheit des Jubiläums der Göttinger Universität 20. Sept. 1837 auf Anregung von Rost und Thiersch gegründeten „Philologischen Gesellschaft“. Der Verein setzte sich zum Zweck, das Studium der Philologie in der Art zu fördern, daß es die Sprachen und die Sachen mit gleicher Genauigkeit und Gründlichkeit umfaßte, die Methode des Unterrichts mehr und mehr bildend und fruchtbar zu machen, die Wissenschaft aus dem Streite der Schulen zu ziehen, endlich auch größere philologische Unternehmungen zu unterstützen. Zugleich sollte die klassische Bildung in den höhern Schulen gegen die Angriffe des Realismus geschützt werden, und damit wurden die Schulmänner zur Beteiligung herangezogen. Die Göttinger Satzungen wurden 1850 in Berlin umgestaltet und diese wiederum 1868 in Würzburg neu redigiert. Es war dies notwendig, weil 1845 in Darmstadt die orientalische Sektion für die Deutsche Morgenländische Gesellschaft dem Verein beigetreten und ebendaselbst die Errichtung einer pädagogischen Sektion erreicht war. Später (1855) ward in Hamburg der Versuch mit einer archäologischen Sektion gemacht, die aber erst von 1864 an einen festern Bestand gewann; 1862 traten dann in Augsburg die Germanisten zum erstenmal hinzu, und 1863 vereinigten sich mit ihnen auch die Vertreter der romanischen Sprachen. In demselben Jahr begannen die mathematischen Schulmänner eine besondere Sektion zu bilden, und 1865 trat endlich noch eine kritisch-exegetische Abteilung hinzu. Mit dieser Gliederung wurde freilich zugleich eine nicht unbedenkliche Zersplitterung herbeigeführt. Bis 1887 wurden 39 Versammlungen abgehalten. Die seit 1861 im Verlag von B. G. Teubner erscheinenden „Verhandlungen“ der allgemeinen Sitzungen und der pädagogischen Sektion enthalten die interessantesten Vorträge und Erörterungen; von den übrigen Sektionen werden nur kurze Protokolle mitgeteilt. Ein Generalregister über die ersten 25 Versammlungen hat H. E. Bindseil (Leipz. 1869) herausgegeben. Geschichtliches geben Firnhaber in Schmids „Encyklopädie“, Bd. 4 (Gotha 1864), und Eckstein in dem Bericht über die Versammlung in Halle (1867). – Seit 1886 finden außerdem (in der Regel alljährlich wiederkehrende) deutsche Neuphilologentage statt, auf deren erstem (Okt. 1886 in Hannover), zu welchem die Einladung von dem dortigen Verein für neuere Sprachen und verschiedenen Universitätsprofessoren, besonders von Stengel und Vietor in Marburg, ausgegangen war, ein „Verband der Neuphilologen Deutschlands“ begründet wurde. Zweck des Verbandes ist die Pflege der germanischen wie der romanischen Philologie und besonders die Förderung einer lebhaften Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Praxis.