MKL1888:Nordostseekanal
[224] Nordostseekanal, im Bau begriffener Schiffahrtskanal in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein, der mit Umgehung der Halbinsel Jütland Nord- und Ostsee in direkte Verbindung miteinander bringt, beginnt im Mündungsgebiet der Elbe oberhalb Brunsbüttel, durchschneidet den kleinen Kudensee, erreicht bei Wittenbergen die Eider, verfolgt diese bis Rendsburg und mündet, von da unter möglichster Benutzung des Eiderkanals (s. Eider) in östlicher Richtung sich ziehend, 4 km nördlich von Kiel bei Holtenau in die Kieler Bucht. Die Länge beträgt 98 km, das Normalquerprofil ist in der obern Breite auf 60 m, in der Sohlenbreite auf 26 m, die Tiefe auf 8,5 m festgesetzt. Die Kanaleinfahrt an der westlichen Mündung wird durch zwei in die Elbe hinauszubauende, etwa 250 m lange, bogenförmig sich gegeneinander neigende Molen gesichert und durch dieselben ein ziemlich geräumiger Vorhafen gebildet. Die östliche Mündung bei Holtenau erhält ebenfalls die nötige Sicherung der Einfahrt mittels zweier etwa 200 m langer Molen. Um den Kanal von äußern Wasserständen unabhängig zu machen, erhalten östlicher und westlicher Eingang [225] je eine Schleuse. Der Vorteil, welchen dieser Kanal für die Schiffahrt bietet, wird sehr bedeutend sein. Ganz abgesehen davon, daß in Zukunft der Weg durch den Kanal ein weit sichererer sein wird als durch das unruhige, wegen seiner vielen Schiffbrüche berüchtigte Skagerrak, ist er von der Ostsee vor allen Dingen nach allen südlich von Newcastle an der englischen Ostküste liegenden Häfen ein kürzerer und beträgt z. B. von der Insel Bornholm nach der Themsemündung 200 Seemeilen weniger, von den deutschen Nordseehäfen nach der Ostsee nahezu das Doppelte; die Abkürzung für Lübeck beträgt 570, für Wismar
Karte des Nordostseekanals. | |
530 und für Rostock 510 Seemeilen. Die Kosten, welche das Deutsche Reich trägt, sind auf 156 Mill. Mk. veranschlagt. Von dieser Summe hat Preußen 50 Mill. Mk. unter Verzicht auf jede Verzinsung voraus übernommen. Die Bauzeit ist auf acht Jahre berechnet. Am 3. Juni 1887 wurde durch Kaiser Wilhelm bei Holtenau der Grundstein gelegt und damit ein Werk begonnen, dessen Ausführung schon seit Jahrhunderten geplant war, und welches nach der Einigung Deutschlands entschieden als das großartigste und wichtigste nationale Unternehmen gelten muß. Vgl. Sympher, Der N. (Berl. 1886); Jahn, Karte des Nordostseekanals (Kiel 1887).