Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Nestel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 65
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Nestel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 65. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Nestel (Version vom 04.09.2021)

[65] Nestel, dünner lederner Riemen oder Schnur, am Ende mit einer Art Nadel, Stift oder Beischlag zum Einsenken, Durchstecken oder Einschnüren versehen (auch Senkel genannt). Daran knüpft sich der Volksglaube vom Nestelknüpfen, der vorgeblichen Kunst, durch allerhand Manipulationen, namentlich Knüpfen von Knoten und Verschlingungen der Finger, eine Entbindung zu verhindern, jemand zeugungsunfähig zu machen u. dgl. (Ligatura Neonymphorum), ein uralter, weitverbreiteter Aberglaube, der Sage nach schon bei der Entbindung der Alkmene vom Herakles durch die eifersüchtige Hera versucht. Das Nestelknüpfen wurde schon vor Erlassung des Salischen Gesetzes für ein schweres Verbrechen erachtet und auf dem Konzil zu Regensburg mit der Strafe der Enthauptung bedroht (s. Zauberknoten). Über den Ursprung desselben vgl. Schwartz, Poetische Naturanschauungen etc., Bd. 1 (Berl. 1864).