Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Naturtrieb“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 14
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Naturtrieb. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 14. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Naturtrieb (Version vom 15.09.2022)

[14] Naturtrieb, die Gesamtheit der Kräfte, welche einem Naturkörper innewohnen und seine Bewegungen und Veränderungen, seine Lebensweise und schließlich sein Schicksal bestimmen. Im engern Sinn des Wortes spricht man vom N. bei den Organismen, wo die Komplikation der gleichzeitig wirkenden Kräfte sehr groß ist und man daher eines einfachen Wortes zur Bezeichnung der gesamten verwickelten Vorgänge bedarf. Insofern die Formen der Organismen von solchen Kräften und deren Ineinandergreifen abhängen, hat Blumenbach für die Gruppe der formgestaltenden Kräfte das Wort Bildungstrieb (s. d.) eingeführt. Bei Tieren und Menschen versteht man unter N. auch den nach dem Gesetz der Gewohnheit oder des Nachahmungstriebes (s. d.) verstärkten Hang, gewisse Handlungen zu verrichten. Eine Handlung, die wir schon einmal ausgeführt haben, wird uns beim zweitenmal leichter, weil die Muskeln und Nerven durch den Gebrauch in der entsprechenden Richtung ernährt und gestärkt werden. Auf N. in diesem Sinn des Wortes sind die Instinkte der Tiere und alle unsre Kunstfertigkeiten und Geschicklichkeiten, das Auswendiglernen, mit Einem Wort alle physischen und alle geistigen Fertigkeiten zurückzuführen. Auf künstlicher Regelung der Naturtriebe beruht die Möglichkeit der Abrichtung, des Unterrichts und der Erziehung.