Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bildungstrieb“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 948
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Bildungstrieb. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 948. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bildungstrieb (Version vom 10.04.2021)

[948] Bildungstrieb (Nisus formativus), ein von Blumenbach dem allgemeinen Leben und Schaffen der Natur zu Grunde gelegtes Prinzip der Stoff- und Formbildung, als dessen drei Formen man die Erzeugung, Ernährung und Reproduktion bezeichnete. Der Begriff, welchen man sich von dem Agens desselben oder dem höchsten Bildungsprinzip machte, hat aber hiermit eigentlich nur den Namen gewechselt; denn die Urkraft, Platons schaffende Idee, Stahls Seele, die Anima plastica und Idea plastica s. seminalis andrer Philosophen und Physiologen enthielten ganz entsprechende Begriffe. Man verfiel dabei immer in den Fehler, daß man jenen Trieb als eine von den allgemeinen Lebensfunktionen abgesonderte, für sich thätige Potenz (Lebenskraft; Idee der Gattung) dachte, während der sogen. biologische von den übrigen (mechanischen, physikalischen, chemischen) Naturprozessen nicht der Art, sondern nur der Kombination und Komplikation nach unterschieden ist. Vgl. für den B.: Blumenbach, Über den B. (Götting. 1791); Suringar, De nisu formativo (Leiden 1824); gegen den B.: Lotze, Artikel „Lebenskraft“ in Wagners „Handwörterbuch der Physiologie“ sowie dessen „Medizinische Psychologie“ (Leipz. 1852) und „Physiologie des körperlichen Lebens“ (das. 1851).