Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mzabiten“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 962963
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Mzabiten. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 962–963. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mzabiten (Version vom 14.09.2022)

[962] Mzabiten (Mosabiten, Beni Mzab), die Bewohner einer Konföderation von sieben Ortschaften in der algerischen Sahara, die, in vier Oasen verteilt, zwischen Laghuat und Wargla liegen und Gardaja (Hauptort), Mellika, Beni Isgen, Bu Nura, El Atef, Berrian und Gerara heißen. Die M. zählen im ganzen etwa 30,000 Köpfe und sind berberischen Ursprungs; doch wohnen unter ihnen noch 2000 Araber, 300 Judenfamilien aus Marokko und eine Anzahl Neger, meist Sklaven. Sie sprechen einen berberischen Dialekt, aber auch arabisch, viele Händler auch europäische Sprachen. [963] Da die Oasen nicht alle Bewohner ernähren können, so wandert ein Drittel regelmäßig nach Algier, Tunis und andern Küstenstädten aus. Manche erwerben dort große Reichtümer, doch kehren sie in ihr Heimatsland immer wieder zurück. Die Märkte der M. werden von weither besucht. Die Frauen fertigen viele wollene Gewebe an. Die M. sind Mohammedaner, gehören aber keinem der vier orthodoxen Riten an, richten sich allein nach dem Koran und haben einige Religionsgebräuche den Christen und Juden entlehnt. Sie werden daher unter die Ketzer gerechnet. Ihre Geistlichen (Tolba) erinnern an die katholische Hierarchie; sie sind Priester, Richter, Sittenwächter zugleich. Die M. leben in Monogamie und dürfen nur innerhalb des Stammes heiraten. Lesen und schreiben können alle, und Gesetzübertretungen sind bei ihnen äußerst selten. Die M. erkennen seit 1850 die französische Oberhoheit an; 1857 mußte sich ihre Hauptstadt Gardaja ergeben, und 1882 wurde daselbst ein Fort errichtet und durch eine französische Garnison besetzt.