Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Myron“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Myron“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 954
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Myron. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 954. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Myron (Version vom 15.09.2022)

[954] Myron, griech. Bildhauer, um 450 v. Chr., aus Eleutherä, einem Grenzort Böotiens, war nebst Pheidias und Polyklet Schüler des Ageladas und vorwiegend in Athen thätig. Ein vielseitiger Künstler, Holzschnitzer, Erzgießer und Ziseleur in Silber, beherrschte er alle Stoffgebiete. Er schuf Götterstatuen, Heroen- und Athletenbilder, vorzugsweise aber letztere, die sich meist in Delphi und Olympia befanden. Unter ihnen waren am berühmtesten die Statuen des Schnellläufers Ladas und eines Diskoswerfers (Diskobolos, s. Diskos, mit Abbildung), der in römischer Zeit unzählige Male in Marmor kopiert worden ist. Auch von einer athenischen Gruppe, Athene die Flöten wegwerfend und der Silen Marsyas erschreckt zurückfahrend, besitzen wir auf Münzen und Vasenbildern Nachbildungen; eine Kopie des Marsyas befindet sich im lateranischen Museum zu Rom. Mit besonderm Glück zog er das Tierreich in den Bereich seiner Kunst. Seine durch zahlreiche Sinngedichte gefeierte Kuh auf dem Markt zu Athen ward zu Ciceros Zeit nach Rom gebracht. Der Stil Myrons zeichnet sich durch Knappheit der Formen aus; der Künstler war Meister in scharfer Erfassung bewegtester Motive, ohne freilich schon die volle Beseelung des Kopfes zu erreichen.