Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Musäus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 910
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Musäus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 910. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mus%C3%A4us (Version vom 14.09.2022)

[910] Musäus, Johann Karl August, Schriftsteller, geb. 29. März 1735 zu Jena, studierte daselbst Theologie, wurde 1763 Pagenhofmeister am weimarischen Hof, 1770 Professor am dortigen Gymnasium und starb 28. Okt. 1787 in Weimar. Seine erste litterarische Veröffentlichung war: „Grandison der Zweite“ (Eisenach 1760–62, 2 Bde.; später umgearbeitet: „Der deutsche Grandison“, das. 1781–82, 2 Bde.), womit er dem schwärmerisch-sentimentalen Enthusiasmus für den gleichnamigen Roman des Engländers Richardson satirisch entgegenwirken wollte. Dann folgten die gegen Lavater gerichtete Satire „Physiognomische Reisen“ (Altenb. 1778–79, 4 Hefte) und die „Volksmärchen der Deutschen“ (Gotha 1782–87, 5 Bde., u. öfter; neue Ausg. von M. Müller, Leipz. 1868, 3 Tle.; von Klee, Hamb. 1870), welche allerdings die aus dem Volksmund genommenen Märchen- und Sagenstoffe keineswegs in naiv volksmäßiger Gestalt wiedergeben, sie vielmehr in Wielands Manier mit allerlei satirischen Streif- und Schlaglichtern ausstatten, aber dennoch durch joviale Laune, liebenswürdige Schalkhaftigkeit und lebendige Anmut des Vortrags, die aus ihnen spricht, einen unwiderstehlichen Reiz besitzen. Unter M.’ übrigen Schriften sind hervorzuheben: „Freund Heins Erscheinungen in Holbeins Manier“ (Winterth. 1785), Darstellungen mehr betrachtender als erzählender Manier, und die Sammlung von Erzählungen: „Straußfedern“ (Berl. 1787, Bd. 1). Seine „Nachgelassenen Schriften“ wurden mit Charakteristik herausgegeben von seinem Verwandten und Zögling Aug. v. Kotzebue (Leipz. 1791). Vgl. M. Müller, Johann Karl August M. (Jena 1867); Ad. Stern, J. Karl Aug. M. (in der „Allgemeinen Zeitung“, Dezember 1887).