Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mosambik“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 819820
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Mosambik. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 819–820. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mosambik (Version vom 30.08.2021)

[819] Mosambik (Mozambique), portug. Kolonialbesitz an der Ostküste von Afrika (s. Karte „Äquatorialafrika“ bei Art. „Congo“) zwischen dem Kap Delgado (10°24′ südl. Br.) und der Delagoabai mit einer noch unbestimmten Ausdehnung ins Innere. Das Gebiet wird auf 991,150 qkm (17,990 QM.) mit 2 Mill. Einw. berechnet; in Wahrheit aber hält Portugal nur einige feste Plätze an der Küste und im Innern besetzt, und seine Macht in dem übrigen Gebiet ist meistens nur imaginär. Die Inseln (Ouerimba-, Mosambik- und Angosainseln), welche die Küste besäumen, sind unbedeutend. Die Küste ist flach, sumpfig und ungesund, das nach innen ansteigende Land meist bewaldet. Im Innern hat man Gold-, Eisen- und Kohlenlager gefunden. Unter den Flüssen sind die ansehnlichsten: der Sambesi und Rovuma, welche in den Kanal von M. münden, und der Sabi und Limpopo. Die einheimische Bevölkerung gehört den Bantu an. Längs der Küste vom Kap Delgado bis zum Angosafluß (Ngudja) wohnt vorzugsweise der große Stamm der Makua; sie stehen mit den Portugiesen in Handelsverkehr und treten bei denselben vielfach in Dienst. Die Regenzeit beginnt im November und dauert bis zum Ende des März. Im Sommer ist die Hitze außerordentlich, und die vielen Sümpfe machen fast die ganze Küstengegend, besonders für die Europäer, sehr ungesund. Hauptbeschäftigung ist Ackerbau. In dem Küstendistrikt von Quillimane nach Tete wird das Land auf einer Länge von 1300 km alle drei Jahre an Unternehmer verpachtet, welche von den dortigen Eingebornen einen willkürlichen Pachtzins erheben und dieselben als Arbeitskräfte benutzen dürfen. Die hauptsächlichsten Produkte der Kolonie und des Hinterlandes, die in den Handel kommen, sind: Gummi, Kopra, Indigo, Baumwolle, Elfenbein, Wachs, Ölsamen (Sesam), Tabak, Zucker, Kautschuk und Kafferkorn. Mais bildet die Hauptnahrung der Eingebornen und wird in bedeutenden Mengen auch nach Sansibar ausgeführt. Der frühere, für die portugiesischen [820] Besitzungen äußerst gewinnreiche Sklavenhandel nach auswärts ist großenteils unterdrückt, während er im Innern kaum abgenommen hat. Der Haupthandel findet mit England und Britisch-Indien mittels englischer und indischer Postdampfer statt, die monatlich einmal zwischen den Häfen der Kolonie (Delagoabai, Schiluane, Quillimane, M., Ibo), dem Suezkanal, Bombay und dem Kapland verkehren und dafür eine Subvention von 320,000 Mk. jährlich erhalten. Französische Dampfer fahren zwischen der Stadt M. und Mojanga auf Madagaskar. Die Haupteinfuhren bestehen in ungebleichten Baumwollzeugen, farbigen Taschentüchern, Spirituosen, Glaswaren und Perlen. In den Häfen M., Quillimane, Inhambane, Ibo, Kap Delgado und Lourenço Marquez beträgt die jährliche Einfuhr 1,170,000, die Ausfuhr 1,128,000 Milreis. Der Handel hat sich seit der Ermäßigung der früher enorm hohen Zölle bedeutend gehoben. Die Kolonie steht unter einem in der Stadt M. residierenden Generalgouverneur und zerfällt in acht Distrikte: Kap Delgado, Angotscha, Quillimane-Tete, Sofala, Inhambane, Lourenço Marquez, Bagumto und Terras fermas. Das Budget der Kolonie ist passiv; es betrug 1885–86 in Einnahme 462,118, Ausgabe 688,987 Milreis. Doch gibt sich die Regierung große Mühe, die Baumwollkultur durch sehr billige Verpachtung großer Landstrecken zu heben und neue Industrien durch Privilegien und Landbewilligungen zu unterstützen, freilich ohne bedeutenden Erfolg. Telegraphische Verbindung besteht mit dem Kapland und Aden, im Innern sind 25 km im Betrieb, 100 km projektiert. Eine Eisenbahn von Quillimane nach Tangala am Meer (30 km) ist projektiert, im Bau eine andre von der Delagoabai in das Transvaal. Die gleichnamige Hauptstadt liegt auf der Insel M., einer schmalen, kaum 7 km langen Korallenbildung, die eine nur wenige Kilometer breite Meeresstraße vom Festland trennt. Die Reede ist flach, nur kleinere Schiffe können am Strand ankern. Die Stadt ist Sitz des Generalgouverneurs, eines Bischofs und eines deutschen Konsuls, hat einen stattlichen Gouverneurspalast, eine Kathedrale, Zollhaus, Arsenal und großartige Faktoreien französischer, Schweizer und deutscher Handelshäuser. Die Straßen sind eng und winkelig, aber sauber, das Viertel der Eingebornen dagegen sehr schmutzig. Die Bevölkerung besteht aus 150 Weißen, meist Portugiesen, mehreren hundert Banianen, welche den Handel mit Indien in Händen haben, einigen Chinesen und Arabern und 4–5000 Makua. An der Nordspitze der Insel liegt das Fort San Sebastian, 1508 unter Albuquerque mit einem ungeheuern Geldaufwand erbaut; die Steine kamen numeriert aus Europa. Die Garnison besteht aus Goanesen unter portugiesischen Offizieren. Die Stadt hatte früher, namentlich als der Sklavenhandel, der übrigens noch nicht ganz aufgehört hat, im Schwange war, eine große Bedeutung, ist aber heruntergekommen und wird bald von Quillimane und Lourenço-Marquez überflügelt werden. Im Innern ist Tete am Sambesi ein bedeutender Handels- und Stapelplatz, woselbst große Messen abgehalten werden. Die Insel M. wurde zuerst von Vasco da Gama besucht, die Stadt 1506 von den Portugiesen Tristan da Cunha und Albuquerque besetzt.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 638
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[638] Mosambik. Finanzielle Schwierigkeiten bestimmten die portugiesische Regierung, durch Dekret vom 13. Okt. 1891 die bisherige Kolonie M. in einen „Freien Staat von Ostafrika“ umzuwandeln, der die beiden Provinzen Mosambik und Lorenzo Marques umfaßt. Die wirtschaftliche Ausbeutung sowie die Hoheitsrechte werden Privatgesellschaften übertragen, doch unter strenger Kontrolle der Regierung. Sitz der Verwaltung ist Lorenzo Marques.