Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mortier“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 816
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Mortier. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 816. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mortier (Version vom 27.10.2024)

[816] Mortier (spr. mortjeh), Edouard Adolphe Casimir Joseph M., Herzog von Treviso, Marschall von Frankreich, geb. 13. Febr. 1768 zu Câteau-Cambresis (Nord), trat 1791 in die Armee, focht bei Quiévrain, Jemappes und Neerwinden sowie bei den Belagerungen von Namur und Maastricht und bei Hondschoote. 1795 zeichnete er sich unter Lefebvre und Kléber bei Altenkirchen und Friedberg aus; 1798 focht er als Brigadegeneral bei Liptingen und Stockach, ward dann zum Armeekorps Massénas in die Schweiz beordert und kommandierte die 4. Division desselben. 1800 erhielt er das Kommando von Paris, 1803 besetzte er Hannover und ward 1804 zum Oberbefehlshaber der Artillerie, 1805 zum Marschall befördert. Er führte hierauf das 2. Korps gegen Österreich, ward aber vor Dürnstein (11. Nov.) von Kutusow geschlagen. Während der Schlacht bei Austerlitz war er zur Deckung Wiens beordert. In dem Krieg mit Preußen besetzte er 1. Nov. 1806 das Kurfürstentum Hessen, sodann die Hansestädte und leitete den Feldzug gegen die Schweden, welche er bei Anklam (16. und 17. April 1807) schlug, worauf er den Waffenstillstand zu Schlatkow (18. April) mit ihnen schloß. In der Schlacht bei Friedland (14. Juni) kommandierte er den linken Flügel. 1808 zum Herzog von Treviso erhoben, befehligte er in Spanien, wo er mit Lannes Saragossa eroberte, die Schlacht bei Ocaña (19. Nov. 1809) gewann und Soult in seinen Operationen gegen Badajoz unterstützte. Im Feldzug gegen Rußland erhielt er das Kommando über die junge Garde, an deren Spitze er auch 1813 bei Lützen, Bautzen, Dresden, Leipzig und Hanau focht. Am 30. März 1814 verteidigte er mit dem Marschall Marmont Paris. Am 8. April unterwarf er sich Ludwig XVIII. und wurde zum Pair von Frankreich ernannt. Im März 1815 schloß er sich wieder an Napoleon an und ward von diesem mit der Inspektion über die Festungen an den Nord- und Westgrenzen Frankreichs beauftragt. Nach der zweiten Restauration verlor er die Pairswürde, wurde aber zum Mitglied des Kriegsgerichts bestimmt, das den Marschall Ney richten sollte, erklärte sich jedoch für die Inkompetenz dieses Gerichts. 1816 wurde er im Norddepartement zum Mitglied der Deputiertenkammer erwählt, in welcher er bis Ende 1818 blieb, und endlich im März 1819 in die Pairswürde wieder eingesetzt. Nach der Thronbesteigung Ludwig Philipps ging er 1832 für kurze Zeit als Botschafter nach Petersburg. 1833 ward er Großkanzler der Ehrenlegion und 18. Nov. 1834 Kriegsminister und Präsident des Ministerrats, nahm aber schon 20. Febr. 1835 seine Entlassung. Er fiel 28. Juli 1835 an des Königs Seite auf dem Boulevard du Temple als ein Opfer der Höllenmaschine Fieschis. Denkmäler wurden ihm in seiner Vaterstadt und zu Lille errichtet. – Sein Sohn Napoléon M., Herzog von Treviso, geb. 7. Aug. 1804, wurde 1845 zum Pair erhoben, im März 1853 Mitglied des Senats und 1. Nov. 1862 Kammerherr Napoleons III.; er starb 29. Dez. 1869. Dessen ältester Sohn ist Hippolyte Charles Napoléon M., Herzog von Treviso, geb. 4. Mai 1835.