Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mine“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Mine“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 645646
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary: Mine
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Mine. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 645–646. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mine (Version vom 30.09.2022)

[645] Mine (lat. mina, griech. mna), altgriech. Gewicht und zugleich Münze, der 60. Teil des Talents und, wie dieses, zu verschiedenen Zeiten von sehr abweichendem Werte. Die eigentliche griechische M. von 100 Drachmen war ein Gewicht von 436,6 g. Als Geld war die attische Silbermine = 78,6 Mk. Die M. Neugriechenlands = 1500 Drachmen = 11/2 kg (vgl. Griechenland, S. 704).

Mine (franz., mittellat. mina, s. v. w. unterirdischer Gang, Erz-, Sprenggrube), im Militärwesen eine verdeckt angebrachte Menge Sprengstoff, die, von außen her zur Explosion gebracht, auf ihre Umgebung zerstörend wirken soll. Man unterscheidet Land- und Seeminen. Bei Landminen geht von der Erdoberfläche ein Stollen (Galerie, Schleppschacht oder Schacht) zu der Kammer, d. h. dem Raum, der die Ladung aufnimmt; letztere wird durch Elektrizität oder durch Zündleitungen (Bickfordsche Zündschnur, vgl. Zündung) entzündet. Die Entzündung erfolgt am Minenherd, dem Anfang der Leitung. Die Entfernung von der Ladung bis zum nächsten Punkte der Erdoberfläche heißt die kürzeste Widerstandslinie. Die bei der Explosion ausgeworfene Erde heißt Garbe und die dadurch entstandene Öffnung der Trichter, die Linie von der Mitte der Ladung nach einem Punkte des Trichterrandes der Explosionsradius. Die Trennungs- (Wirkungs-) Sphäre reicht so weit, wie das Erdreich an den Trichterwänden aufgelockert ist. Ist der Trichterhalbmesser gleich der kürzesten Widerstandslinie, so ist die M. eine einfache oder gewöhnliche, ist er kleiner, eine schwache, und ist er größer, eine stark geladene oder überladene; letztere M. heißt Druckkugel. Gewöhnliche Minen, die als Annäherungshindernis höchstens 2–3 m tief eingesenkt werden, und die man springen läßt, wenn der Angreifer über sie hinweggeht, nennt man Flatterminen; Steinminen (Fougassen) sind so angelegt, daß sie dem vorrückenden Angreifer eine Steinladung entgegenschleudern. Quetschminen wirken nur unterirdisch, und bei ihrer Explosion wird kein Trichter ausgeworfen. Werden die Minen in nicht standfestem Erdboden ausgeführt, so müssen die Wände verkleidet werden (Holzbau). Auch die permanenten Minenanlagen erhalten nachher eine Verkleidung aus Mauerwerk. – Schon die Alten wandten bei Belagerungen unterirdische Gänge an, um durch Untergraben und durch Verbrennen der hölzernen Stützen die Mauern zum Einsturz zu bringen. So nahmen die Römer mit Minen Fidenä 664 v. Chr., Veji 393 etc. Der erste, aber mißlungene Versuch, eine mit Pulver geladene M. zu sprengen, wurde 1487 durch einen genuesischen Ingenieur vor Sorezanella gemacht; dagegen wurde bei der Belagerung des Schlosses dell’ Uovo bei Neapel ein Teil des Felsens, auf dem das Schloß stand, auf diese Weise in die Luft gesprengt. Die Türken wendeten Minen sowohl zur Verteidigung als auch zum Angriff belagerter Städte (Kandia 1667, Wien 1683) an. Vauban scheint zuerst über die Bestimmung der zweckmäßigen Stärke der Minenladungen gründliche Untersuchungen angestellt zu haben. Im Feldkrieg werden in der Regel nur Flatterminen, in neuerer Zeit Bohrminen, d. h. mit Schießbaumwolle geladene Bohrlöcher, angewendet. Das eigentliche Feld eines Minenkriegs aber war bisher das Glacis einer belagerten Festung, wo der Angreifer in den Minentrichtern durch Krönen derselben sich festsetzt und von hier weitere Minen vortreibt, um durch die Kontreskarpe auf die Grabensohle zur Bresche zu gelangen, oder unter der Grabensohle fortgeht, um in der Eskarpe durch Bresch- oder Demolitionsminen eine Bresche zu erzeugen. Der Verteidiger bekämpft den Angreifer mit Gegen- oder Konterminen, welche in der Regel nach einem bestimmten System permanent (ausgemauert) angelegt sind. Das Konterminensystem besteht aus Hauptgalerien, welche von der Kontreskarpe ausgehen und hier meist ein Minenvorhaus haben. Von den Hauptgalerien, deren 3–5 vor einem Bastion liegen, gehen unter Winkeln von 45–60° rechts und links Zweigstollen (Branchen, Rameaus) ab, die schließlich in Horchgänge (Ecouten) auslaufen. In diesen wird der Angreifer bei seinen Arbeiten „behorcht“. Sind letztere überirdisch, so wird er mit Geschützen bekämpft; sind es Minenarbeiten, so werden Quetschminen gegen [646] dieselben angewendet. Der Verteidiger unterhält, um von allen Arbeiten des Feindes im Bereich des Konterminensystems unterrichtet zu sein, in diesem einen wohlorganisierten Horch- und Meldedienst, damit er rechtzeitig durch Geschützfeuer, Ausfälle oder Quetschminen den Kampf aufnehmen kann. Er vermeidet das Auswerfen von Minentrichtern, damit sich der Angreifer nicht in denselben festsetzen oder von ihnen in das Minensystem eindringen könne. Zur Ventilation der Minen wendet man Zentrifugalventilatoren oder Pump- und Saugapparate mit langen Schläuchen an; doch sind noch keine zuverlässigen Mittel gefunden, um das Forträumen der Verdämmung nach dem Schuß gefahrlos zu machen. Der Erdboden ist, namentlich bei Quetschminen, durch die Pulvergase geradezu verpestet, und es kann die hier eingeatmete Luft die Minenkrankheit erzeugen, nicht selten schnellen Tod herbeiführen. Schon ältere Minensysteme waren mit Quergalerien zur Herbeiführung einer natürlichen Luftzirkulation versehen. General v. Totleben hat dieses Enveloppensystem bei der Verteidigung von Sebastopol und bei Neuanlagen wieder angewendet. Neben der Ventilation gewähren diese Quergalerien den großen Vorteil einer schnellern Kommunikation im ganzen System. Um eroberte Festungswerke der Benutzung des Feindes zu entziehen, werden unter wichtigen Teilen derselben Demolitionsminen angelegt, die der Verteidiger von rückwärts liegenden Werken aus springen lassen kann. Derartige Minen werden außerdem zum Zerstören von Brücken, Dämmen, Tunnels etc. angewendet, und es wird die Minenkammer in der Regel schon beim Neubau angelegt. Palissaden, frei stehende (Eskarpen-) Mauern zerstört man mittels Patronen aus Schießwolle oder Dynamit, die an den Fuß derselben gelegt werden. Vgl. „Minieren“, Sonderabdruck aus dem „Handbuch für den allgemeinen Pionierdienst“ (Berl. 1887).

Mine, in der Börsensprache die Vereinigung mehrerer (Mineure), welche à la hausse spekulieren. Denselben arbeiten die Baissespekulanten (Kontermineure) entgegen.