Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Minérva“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 656
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Minérva. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 656. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Min%C3%A9rva (Version vom 12.02.2023)

[656] Minérva (Menerva), die italische Göttin des Verstandes, des Nachdenkens und der Erfindsamkeit, die Schutzpatronin aller Fertigkeiten und Künste, insbesondere der Spinnerinnen und Weberinnen, der Walker, Färber, Schuster, Zimmerleute, Musikanten, Bildhauer, Maler, Ärzte, Schauspieler, Dichter, der Schullehrer und namentlich auch der Schulkinder. Ihre ältesten und wichtigsten Heiligtümer lagen in Rom auf den Höhen der Stadt: auf dem Kapitol, wo sie von dem ihr mit Jupiter und Juno gemeinsamen großen Tempel das Schiff zur Rechten des höchsten Gottes innehatte, dem Aventin, wo sich das Versammlungslokal der Dichter und Schauspieler befand, und auf dem Cälius. Ihr Hauptfest waren die Quinquatrus (s. d.). Im Lauf der Zeit trat die griechische Auffassung immer mehr in den Vordergrund, indem M. mit Pallas Athene identifiziert wurde. So geschah es jedenfalls im Hinblick auf die Sieg und Beute verleihende Athene, wenn ihr Pompejus von der Beute seiner Feldzüge im Orient einen Tempel errichtete, und Augustus hatte die beratende Athene im Auge, wenn er die von Cäsar erbaute Julische Kurie mit einer der M. geweihten Vorhalle versah. Auch bildlich wurde die römische M. ganz der griechischen Göttin entsprechend dargestellt (s. Athene).