Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mieroslawski“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 594
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Mieroslawski. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 594. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mieroslawski (Version vom 15.09.2022)

[594] Mieroslawski, Ludwig von, poln. Revolutionär, geb. 1814 zu Nemours in Frankreich als Sohn eines polnischen Offiziers, der in der Armee des Großherzogtums Warschau gedient hatte, schloß sich als Fähnrich in einem polnischen Regiment dem Aufstand von 1830 an, wurde zum Unterleutnant ernannt und nahm an den Kämpfen gegen die Russen bis zum Schluß teil. Nach Niederwerfung des Aufstandes begab er sich 1831 nach Frankreich und widmete sich hier litterarischen Arbeiten; er schrieb: „Kritische Darstellung des Feldzugs von 1831“ (deutsch, Berl. 1848, 2 Bde.); „Histoire de la révolution de Pologne“ (Par. 1836-38, 4 Bde.). 1842 zum Mitglied der Zentralbehörde der polnischen Emigranten in Paris erwählt, ward er 1845 zum Zweck einer Schilderhebung in seinem Vaterland nach Posen entsendet, hier aber verraten, 12. Febr. 1846 verhaftet und nach einem 1½ jährigen Prozeß 17. Nov. 1847 in Berlin zum Tod verurteilt, jedoch zu lebenslänglicher Gefängnisstrafe begnadigt. Durch die Märzrevolution in Berlin 1848 aus dem Moabiter Zellengefängnis befreit, begab er sich nach Posen und begann sofort, eine polnische Freischar zu bilden und einen Aufstand zu organisieren. Die preußischen Behörden verhandelten erst mit ihm; als M. aber selbst den deutschen Teil Posens für das künftige Königreich Polen begehrte und die deutsche Bevölkerung terrorisierte, trieb General Colomb die Insurgenten schnell zu Paaren, und M. mußte bei Bardo an der russischen Grenze kapitulieren. Wiederum begnadigt, ging er nach Paris zurück, wo er eine Darstellung des posenschen Aufstandes: „Powstanie poznanskie“ (Par. 1853), herausgab, und begab sich von da Anfang 1849 nach der Insel Sizilien, um hier den Oberbefehl über die Kriegsmacht der Aufständischen zu übernehmen. Er konnte hier der Revolution ebensowenig zum Sieg verhelfen wie sodann in Baden, wohin er Anfang Juni als Obergeneral der revolutionären Armee berufen wurde. Nach Unterdrückung des badischen Aufstandes floh er in die Schweiz, von da nach Frankreich. Nach dem Ausbruch des polnischen Aufstandes von 1863 von der polnischen Nationalregierung 25. Jan. zum Diktator ernannt, erschien er 17. Febr. auf dem Kriegsschauplatz, ward aber bereits 22. d. M. bei Raziejewo von den Russen entscheidend geschlagen und zur Flucht gezwungen und lebte seitdem wieder in Paris, wo er 23. Nov. 1878 starb.