Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mergentheim“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 491
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Mergentheim. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 491. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mergentheim (Version vom 24.08.2021)

[491] Mergentheim (Mergenthal, ursprünglich Marienthal),

Wappen von Mergentheim.

Oberamtsstadt im württemberg. Jagstkreis, früher mit den Umgebungen die bedeutendste der elf Balleien des Deutschen Ordens, die 550 qkm (10 QM.) mit 32,000 Einw. umfaßte, liegt anmutig im Tauberthal im Knotenpunkt der Linien Königshofen-M. der Badischen und Krailsheim-M. der Württembergischen Staatsbahn, 208 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein großartiges Schloß mit naturhistorischen Sammlungen und dem Archiv des Deutschen Ordens (jetzt zugleich Kaserne), ein Amtsgericht, ein Kameral- und ein Forstamt, Gerberei, Parkettbodenfabrikation, eine Kunstmühle, vortrefflichen Weinbau (Tauberwein) und (1885) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 122) 4407 meist katholische Einwohner. Die hier aus Muschelkalk und Gips entspringende Heilquelle („Karlsbad“), erst seit 1826 benutzt, ist eine kochsalz- und glaubersalzhaltige Eisenquelle von 11° C. Die Zahl der jährlichen Kurgäste beträgt 800–1000. Vgl. Höring, Das Karlsbad bei M. (Mergenth. 1873). – M. (Mariae domus) erscheint schon 1058 als Hauptort einer Grafschaft und gehörte den spätern Grafen von Hohenlohe. Seit 1219 wurde von diesen ein großer Teil ihrer Besitzungen in M. und Umgegend dem Deutschen Orden übertragen, woraus dann das Meistertum M. erwuchs. M. gehörte zur Ballei Franken, und schon im 14. Jahrh. sind mehrere der Deutschmeister dort beigesetzt. Erst 1340 wurde M. zur Stadt erhoben. Nach der Säkularisation des Ordens in Preußen wurde es ständiger Sitz des Deutschmeisters und blieb es bis zur Aufhebung des Ordens (1809). Auch der Johanniterorden hatte in M. eine Kommende. 1387 wurde hier zwischen den schwäbischen Ständen der große Heidelberger Bund verlängert. 1443 schloß hier Markgraf Albrecht von Brandenburg mit dem Kurfürsten von Mainz und dem Bischof von Würzburg einen Bund gegen die Reichsstädte, dem bald andre süddeutsche Fürsten, wie die von Bayern, Baden und Württemberg, beitraten. 1631 wurde die Stadt durch die Schweden unter Horn eingenommen. Am 5. Mai 1645 hier und bei dem nahen Dorf Herbsthausen Sieg der Bayern unter Mercy über Turenne.