Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Menschenhaut“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 473
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Menschenhaut. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 473. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Menschenhaut (Version vom 17.03.2024)

[473] Menschenhaut ist mehrfach zur Herstellung von Leder benutzt worden. In der Zittauer Ratsbibliothek befindet sich eine vollständige gegerbte M., die von einem Räuber stammt. Sie ist weiß und fühlt sich wie derbes Handschuhleder an. Ein Graf von Erbach in Hessen ließ sich einst aus der Haut eines Wildschützen Hosen machen, und ebenso wurden früher in Hessen vielfach Leibriemen und Hirschfängerscheiden aus M. vom gräflichen Forstpersonal getragen. Im bayrischen Armeemuseum befindet sich eine Janitscharentrommel, welche mit M. bespannt ist, und Ziska soll angeordnet haben, daß nach seinem Tod seine Haut auf eine Trommel gezogen werde, um mit deren wildem Klang seine Scharen zu begeistern. Am ausgiebigsten hat die französische Revolution Gebrauch von M. gemacht. Ein Rapport vom 20. Sept. 1794 berichtet von einem Fabrikanten in Meudon, der die Haut Guillotinierter zu Leder verarbeitete, und der Nationalkonvent unterstützte diese Industrie mit 45,000 Fr. Der Citoyen Egalité soll Hosen nur noch aus solchem Leder getragen haben. Nach Hyrtl („Anatomie“) besaß Granier de Cassagnac ein in M. gebundenes Exemplar der Konstitution von 1793. Auf der Göttinger Bibliothek befindet sich ein Exemplar des Hippokrates, in M. gebunden.