MKL1888:Mehemed Pascha Kibrisli

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mehemed Pascha Kibrisli“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 426
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Mehemed Pascha Kibrisli. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 426. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mehemed_Pascha_Kibrisli (Version vom 23.02.2024)

[426] Mehemed Pascha Kibrisli, türk. Staatsmann, geb. 1810 auf Cypern (daher sein Beiname „der Cypriot“), trat in die Armee, bildete sich im französischen Heer zu Paris und Metz in der Kriegswissenschaft aus, ward nach seiner Rückkehr nach Konstantinopel 1842 General und Direktor der Militärschule, 1846 Gouverneur von Jerusalem, 1848 von Belgrad, darauf Botschafter in London. Als Generalgouverneur zu Aleppo setzte er die Pazifikation des aufständischen Hauran ins Werk (1851–53), ward bei Beginn des Krimkriegs Gouverneur von Adrianopel, 1854 Marineminister und kurz darauf Großwesir, mußte aber, da er nicht bloß der Strohmann seines Gönners Reschid Pascha sein wollte, im November 1854 von diesem Posten zurücktreten. Er vertrat 1856 die Pforte bei der Krönung Alexanders II. in Moskau. 1859 wurde er wieder Großwesir und unternahm 1860 eine Inspektionsreise nach Rumelien und Bulgarien, um die Beschwerden über die türkischen Beamten zu prüfen, die er streng bestrafte. Unter Abd ul Asis 1861 wurde er aber wegen seiner Hinneigung zu Rußland auf Betrieb seiner entschiedenen Gegner, der jungtürkischen Staatsmänner Aali und Fuad Pascha, gestürzt und als Generalgouverneur nach Adrianopel verbannt. Er starb 6. Sept. 1871 in Konstantinopel. Er war entschiedener Anhänger einer gründlichen Reform der Türkei, aber von innen heraus, nicht bloß durch Nachahmung der europäischen Institutionen. – Seine Frau Melek Hanum schrieb ihre Selbstbiographie unter dem Titel: „Dreißig Jahre im Harem“ (deutsch, Jena 1873, 2 Bde.).