Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Masinissa“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 312
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Masinissa. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 312. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Masinissa (Version vom 16.10.2024)

[312] Masinissa, König der Massylier oder östlichen Numidier, Sohn des Gala, geboren um 238 v. Chr., verlebte seine Jugendzeit in Karthago und verlobte sich hier mit Sophonisbe, einer Tochter des Hasdrubal, des Sohns Gisgos. An den Kämpfen der Karthager teilnehmend, griff er den auf römischer Seite stehenden Syphax, den mächtigen König der Massäsylier oder westlichen Numidier, in Gemeinschaft mit einem karthagischen Heer unter Hasdrubal an und zwang ihn zum Frieden mit Karthago. Hierauf setzte er 212 mit Hasdrubal nach Spanien über, wo er mit seinen numidischen Reitern viel zur Besiegung des P. und Gnäus Scipio beitrug. Er nahm auch in den folgenden Jahren auf seiten der Karthager an dem Krieg in Spanien teil. Als aber das Kriegsglück sich 210 zu gunsten der Römer wandte, trat er auf deren Seite über, auch dadurch gereizt, daß die Karthager seine Verlobte Sophonisbe Syphax, um ihn für sich zu gewinnen, zum Weib gaben; er wurde aber, nachdem er nach Afrika zurückgekehrt war, von Syphax geschlagen und aus dem Reich vertrieben, so daß er, als Scipio 204 in Afrika landete, nur als Flüchtling sich bei ihm einfinden konnte. Er leistete indes den Römern in dem letzten Entscheidungskampf wichtige Dienste; namentlich trug er bei dem Überfall, durch welchen 203 die entgegenstehenden zwei feindlichen Heere vernichtet wurden, wesentlich zum Sieg bei und machte in demselben Jahr mit Lälius zusammen einen Einfall in das Reich des Syphax, bei welchem dieser völlig besiegt und gefangen genommen wurde. Als bei dieser Gelegenheit Sophonisbe als Siegesbeute in seine Hände fiel, vermählte er sich sofort mit ihr, reichte ihr aber, als Scipio ihre Auslieferung verlangte, selbst den Giftbecher. Als Belohnung für die geleisteten Dienste erhielt er nach Beendigung des Kriegs das Reich des Syphax zu dem seinigen hinzu; außerdem wurde in dem Frieden den Karthagern 201 die Verpflichtung auferlegt, ihm alles zurückzuerstatten, was ihm oder seinen Vorfahren jemals von ihnen entrissen worden. Diese Bestimmung wurde von M. während seiner langen Regierung mit der rücksichtslosesten Härte benutzt, um den Karthagern, welchen verboten war, ohne Erlaubnis der Römer irgend einen Krieg anzufangen, einen Teil ihres Gebiets nach dem andern zu entreißen, während er zugleich die Parteiungen in der Stadt nährte und steigerte. Vergebens suchten die Karthager Schutz bei den Römern; diese trafen entweder keine oder eine den Karthagern ungünstige Entscheidung, so daß dieselben endlich 150 zu den Waffen griffen. Allein ihr Feldherr Hasdrubal wurde völlig geschlagen und mußte einen Vertrag eingehen, in welchem er sich für die Karthager verpflichtete, auf alles streitige Gebiet zu verzichten und 5000 Talente zu bezahlen; der Rest seines Heers mußte ohne Waffen abziehen, wurde aber auf dem Weg von Gulussa, dem Sohn des M., überfallen und großenteils niedergemacht. Als jedoch die Römer den Vertragsbruch Karthagos benutzten, um diesem den Vernichtungskrieg zu erklären, erkannte M. zu spät, daß er in seinem Haß gegen Karthago bloß Roms Übermacht gefördert habe zum Nachteil seines eignen Reichs, und unterstützte die Römer nur widerwillig, starb aber schon bei Beginn des Kriegs 149, 90 Jahre alt. Sein Reich wurde durch den jüngern Scipio Africanus unter seine Söhne Micipsa, Gulussa und Mastanabal verteilt.