Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Marot“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 278279
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Marot. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 278–279. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Marot (Version vom 15.01.2024)

[278] Marot (spr. -ro), Clément, franz. Dichter, geb. zu Cahors 1495, Sohn des Dichters Jean M., kam früh nach Paris, machte durch die naive Anmut in seinen Versen besonders bei den Frauen am galanten Hofe Franz’ I. großes Glück, wurde Page der Margarete von Valois, mit der er ein vertrautes Verhältnis unterhalten haben soll, dann Kammerdiener Franz’ I. und mit ihm bei Pavia gefangen genommen. Bald wieder in Freiheit gesetzt, wurde er nach seiner Rückkehr nach Frankreich wegen Hinneigung zum Protestantismus wieder ins Gefängnis (Le Châtelet) geworfen, aus dem ihn die Fürsprache Franz’ 1526 erlöste. Einige Jahre später neuen Verfolgungen ausgesetzt, begab er sich nach Béarn zu Margarete, dann nach Italien, bis man ihm 1536 die Heimkehr gestattete; zuletzt, als seine Psalmenübersetzung von der Sorbonne für ketzerisch erklärt wurde, floh er nach Genf, von da nach Turin, wo er 1544 starb. M. hat den „Roman de la rose“ (1527) und Villons Werke (1532) herausgegeben. Mit Recht gerühmt wird seine Satire „L’enfer“ gegen das Châtelet; dagegen sind seine 50 Psalmen, die, von Goudimel (s. d.) in Musik gesetzt, fast sämtlich in die Gesangbücher der Calvinisten übergingen, schwerfällig und kraftlos. Sein Hauptruhm beruht auf seinen Chansons, Rondeaus, Balladen, Sonetten und besonders auf den Epigrammen, die sich durch Leichtigkeit, Witz und geistreiche Tändelei auszeichnen. Marots Stil, der mit Vorliebe die [279] veraltete Sprache der mittelalterlichen Volksdichter anwandte, bildet als „Style marotique“ ein besonderes Genre und fand in den leichtern Dichtungsgattungen vielfache Nachahmung. Die besten Ausgaben seiner Werke sind die von Auguis (Par. 1823, 5 Bde.), von Lacroix (das. 1842, 3 Bde.), besonders die von Perrin de Lyon (1869) und von Guiffrey (1876 ff.). „Œuvres choisies de M.“ erschienen Paris 1801 und 1826. – Auch Marots Sohn Michel M., welcher 1534 Page der Königin Margarete ward, machte sich als Dichter bekannt. Vgl. Vitet, Clément M. (Par. 1868); Collétet (gest. 1659), Notices biographiques sur les trois M. (hrsg. von Guiffrey, das. 1871); Douen, Clément M. et le psautier Huguenot (das. 1879, 2 Bde.).