Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mariottesche Flasche“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 254255
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Mariottesche Flasche. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 254–255. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mariottesche_Flasche (Version vom 13.12.2023)

[254] Mariottesche Flasche, eine unten mit einer seitlichen Ausflußmündung versehene, oben mit einem Kork luftdicht verschlossene Flasche, durch welchen eine an

Mariottesche Flasche.

beiden Enden offene Glasröhre hineinragt (s. Figur). Fließt etwas Wasser aus der Flasche, so dehnt sich die im obern Teil befindliche Luft aus, und ihr Druck wird geringer, bis der in die Glasröhre hereinwirkende äußere Luftdruck den innern samt dem Druck der vom untern Ende der Röhre bis zum Wasserspiegel stehenden Wassersäule überwinden kann und Luftblasen aus dem untern Röhrenende emporsteigen. Alsdann herrscht im Niveau b des untern Röhrenendes, solange der Wasserspiegel c nicht unter b sinkt, der äußere Luftdruck; und der Ausfluß des Wassers erfolgt nur unter dem Druck der Wassersäule ab, welche von der Ausflußmündung bis zum Niveau des untern Röhrenendes reicht. Man kann daher das Wasser mittels der Mariotteschen Flasche, obgleich der Wasserspiegel sinkt, unter gleichbleibendem Druck [255] und daher mit gleichbleibender Geschwindigkeit ausfließen lassen. Je tiefer man die Röhre hineinschiebt, desto langsamer wird der Ausfluß und hört ganz auf, wenn man das Röhrenende ins Niveau der Mündung stellt. In der Chemie benutzt man die M. in andrer Anordnung, um ein Filter gleichmäßig gefüllt zu erhalten. Die Vorrichtung besteht aus einer großen zweihalsigen Flasche, deren eine Öffnung eine gerade und deren andre eine zweimal rechtwinkelig gebogene, wie ein Heber wirkende Röhre aufnimmt. Beide Röhren reichen bis fast auf den Boden der Flasche, das freie Ende des Heberrohrs taucht in die Flüssigkeit auf dem Filter, und die Flasche steht in gleicher Höhe mit dem Rande des Filters im Trichter. Man verschiebt nun die gerade Röhre, bis Luftblasen durch dieselbe eintreten und mithin Wasser aus dem Heber abfließt, sobald die Flüssigkeit im Trichter sinkt.