Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Marie de France“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 244
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Marie de France. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 244. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Marie_de_France (Version vom 29.01.2024)

[244] Marie de France (spr. marih d’frāngß), franz. Dichterin aus dem Anfang des 13. Jahrh., war in der Bretagne geboren, lebte und schrieb aber in England unter der Regierung Heinrichs III. Als Dichterin hat sie sich bekannt gemacht durch eine Sammlung sentenzenreicher Fabeln („Dicts d’Ysopet“), die Erzählung vom „Purgatoire de saint Patrice“ (nach einer lateinischen Legende) und besonders durch eine Anzahl (Heinrich III. von England gewidmeter) Lais, d. h. balladenartiger Erzählungen, die zum Teil auf alten bretonischen Volkspoesien beruhen. Dieselben sind in achtsilbigen gereimten Versen abgefaßt und gehören in ihrer naiven und einfachen Sprache, ihrer zarten, oft schwermütigen Haltung zu den schönsten Erzeugnissen der altfranzösischen Epik. Eine Ausgabe ihrer „Poésies“ besorgte Roquefort-Flamericour (Par. 1822, 2 Bde.); mehrere ihrer Lais übertrug W. Hertz (Stuttg. 1862) ins Deutsche.