Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Manlĭus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 194
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Manlĭus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 194. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Manl%C4%ADus (Version vom 16.12.2023)

[194] Manlĭus, römisches, teils patrizisches, teils plebejisches Geschlecht, von dem es mehrere Zweige mit verschiedenen Beinamen gab. Unter den patrizischen Manliern sind folgende bemerkenswert:

1) Marcus M. Capitolinus, besiegte als Konsul 392 v. Chr. die Äquer, verteidigte 390 das Kapitol gegen die Gallier unter Brennus, indem er, von den der Juno geheiligten Gänsen geweckt, die die Burg ersteigenden Feinde vom Felsen herabstieß. Er soll hiervon den Beinamen Capitolinus bekommen haben, der indes schon vorher bei den Manliern vorkommt und ihnen wahrscheinlich deswegen erteilt wurde, weil sie ein Haus auf dem Kapitol hatten. Von Ehrgeiz und von Mitleid für die durch die Schuldgesetze schwer bedrückten Plebejer angetrieben, kaufte er mit Aufopferung seines Vermögens eine große Anzahl der in Schuldhaft befindlichen Plebejer los und erwarb sich dadurch einen großen Anhang unter dem Volk, ward aber deshalb von den Patriziern 384 des Strebens nach der Alleinherrschaft angeklagt, verurteilt und vom Tarpejischen Felsen herabgestürzt. Nach dem Tode des M. wurde durch Volksbeschluß bestimmt, daß kein Patrizier auf dem Kapitol wohnen solle; des M. Haus daselbst wurde niedergerissen und von der patrizischen Gens Manlia beschlossen, es solle ferner kein Manlier den Namen Marcus führen.

2) Titus M. Imperiosus, Sohn des Lucius M. Capitolinus, der 363 v. Chr. Diktator war, ward 362 Militärtribun. Im folgenden Jahr tötete er im Angesicht des Heers einen Gallier im Zweikampf und nahm demselben seine goldene Halskette (torques) ab, wovon er den Beinamen Torquatus erhielt. In seinem dritten Konsulat (340) siegte er, nachdem sein Kollege Publius Decius Mus sich in der Schlacht für das Vaterland geopfert hatte, am Vesuv entscheidend über die Latiner. In ebendiesem Feldzug ließ er seinen Sohn, der gegen sein Verbot mit einem Latiner gekämpft hatte, hinrichten; daher „imperia Manliana“ sprichwörtlich für strenge Befehle.

3) Lucius M. Torquatus, Konsul 65 v. Chr., nachher Prokonsul von Makedonien, unterstützte Cicero 63 bei der Unterdrückung der Catilinarischen Verschwörung, bemühte sich 58 vergeblich, die Verbannung Ciceros abzuwenden, und wird von diesem wegen seines edlen Charakters durch besondere Lobeserhebungen ausgezeichnet.