Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Manche, La“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 175
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Manche, La. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 175. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Manche,_La (Version vom 05.12.2023)

[175] Manche, La (spr. māngsch, „Ärmel“), die franz. Bezeichnung des den Atlantischen Ozean mit der Nordsee verbindenden Meeresarms (s. Kanal, S. 440), welcher Frankreich von England trennt. Nach ihm ist benannt das an demselben gelegene Departement M. an der Nordwestküste von Frankreich, das aus dem westlichen Teil der ehemaligen Niedernormandie gebildet ist und die beiden Landschaften Avranchin (im S.) und Cotentin (im NW.) umfaßt. Es hat 5928 qkm (107,7 QM.) Flächenraum und wird außer von dem oben genannten Kanal noch von den Departements Calvados und Orne im O., Mayenne und Ille-et-Vilaine im S. begrenzt. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 520,865 Seelen (87 pro QKilometer) und hat seit 1881 um 5512 Seelen abgenommen. Das Departement hat meist klippige, reich ausgebuchtete Küsten, namentlich an der Westseite der Halbinsel Cotentin, die noch aus älterm Gestein, wie die Bretagne, besteht; doch gewährt keine dieser Buchten (von Avranches, St.-Germain, Vauville, Carentan) einen sichern Hafen, deshalb wurde ein solcher in Cherbourg mit großen Kosten durch Kunst hergestellt. Dem entsprechend sind Ackerbau und Viehzucht, nicht Schiffahrt und Handel, die Hauptbeschäftigungen der Bewohner und dazu eignet sich das Land, das meist Ebene oder Hügelland ist und nur in einem Punkt 368 m erreicht, vortrefflich, da der meist granitische oder schieferige Boden in dem stets feuchten, nicht selten auch stürmischen, gleichmäßigen warmen Klima, wenn auch nicht besonders fruchtbar, so doch dem Graswuchs günstig ist. Auch an reichlicher Bewässerung durch Flüsse, ausnahmslos kleine Küstenflüsse, Vire, Taute mit Douve, Sienne, Sélune, fehlt es nicht. Dem Anbau förderlich ist die Zerteilung des Landes in kleine Grundstücke. Auf bebautes Land kommen 3890 qkm (dem Cerealienbau allein sind 42,7 Proz. der Gesamtfläche gewidmet), auf Wiesen 1204 qkm; das übrige nehmen Wald und Weide ein. 1884 wurden 3,95 Mill. hl Getreide geerntet, darunter 1,55 Mill. Weizen, 0,7 Mill. Gerste und 1 Mill. hl Buchweizen. Hervorragende Bodenprodukte sind außerdem: Lein, dann Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Rüben, Hanf und Raps. Sehr reich ist das Departement an Obst, besonders an Äpfeln (jährlich über 1 Mill. hl), die zur Ciderbereitung verwendet werden. Der Viehstand ist verhältnismäßig bedeutend, besonders an Pferden (1881: 95,000 Stück, nach Finistère die höchste Zahl), Rindvieh (341,730 Stück), Schafen (252,450 Stück) und Schweinen (114,850 Stück). Der Mineralreichtum ist bedeutungslos. Neben Landbau und Viehzucht, den hauptsächlichsten Erwerbsquellen der Bevölkerung, ist die Industrie von geringer Wichtigkeit. Sie erstreckt sich auf Eisenwerke, Papierfabriken, Baumwoll- und Schafwollspinnereien. Auch Spitzenklöppelei, Gerberei, Gewinnung von Seesalz und getrocknetem Seegras sowie Schiffbau verdienen Erwähnung. Der Handel, welcher zur See hauptsächlich mit England, dann mit den skandinavischen Staaten betrieben wird, hat zum Gegenstand in der Einfuhr: Kohle, Bauholz, Eisen, Hanf, Getreide; in der Ausfuhr: Granit, Getreide, Kartoffeln, Geflügel, Rindvieh, Hämmel, Pferde, Eier, Butter, Honig, Cider, gesalzenes Fleisch und Fische. Gute Straßen befördern den innern Verkehr; auch wird das Land von den Eisenbahnlinien Paris-Cherbourg (mit Abzweigung nach St.-Lô) und Paris-Granville durchzogen. Das Departement zerfällt in die sechs Arrondissements: Avranches, Cherbourg, Coutances, Mortain, St.-Lô und Valognes; Hauptstadt ist St.-Lô.