Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Malgrund“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 160161
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Malgrund. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 160–161. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Malgrund (Version vom 04.12.2023)

[160] Malgrund, im weitern Sinn die flächenhafte Unterlage, auf welcher Werke der Malerei ausgeführt werden, im engern Sinn der für die verschiedenen malerischen Techniken verschiedenartig vorbereitete Untergrund. Der ursprünglichste M. war die Mauerfläche. Dieselbe bedurfte hierzu einer bestimmten Vorrichtung, je nachdem der Auftrag auf die trockne Wand (a secco) oder auf die nasse Wand (a fresco) geschah. Das letztere bewirkt eine festere Bindung, welche dem Gemälde einen kristallinischen Überzug gibt. Diese noch zu verstärken, erfand man im Altertum das Verfahren der Enkaustik (s. d.) oder Malerei mit eingebrannten Wachsfarben. Die geringe Haltbarkeit der Freskomalereien führte in neuerer Zeit zur Erfindung der Stereochromie (s. d.), welche der Mauerfläche die zu einer noch festern Bindung nötige Beschaffenheit gibt. Aber auch diese hat sich nicht bewährt, so daß man jetzt meist für Wandgemälde die Malerei mit Wachs-, Kasein- oder Mineralfarben vorzieht (s. Kaseinmalerei, Mineralmalerei). Noch ein andres Verfahren ist die Sgraffitomalerei (s. d.). Mit den Wandmalereien steht die Bemalung irdener Gefäße (Terrakotten, Fayence und Porzellan) und Platten insofern in Zusammenhang, als sie einen ähnlichen M. darbieten. Die Masse der Terrakotta oder der gebrannten Erde ist sand-, wohl auch kalkhaltig, von lockerer Verbindung und weich; die Fayence besteht dagegen aus einer kalkartigen Masse mit teils durchschimmernder, teils opaker Glasur. Die Masse des Porzellans endlich ist durch die Bestandteile von Feldspat und Kaolin durchscheinend. Bei der Terrakotta werden die Farben nur auf die glanzlose Masse aufgetragen und eingebrannt; eine Glasur können sie erst nachträglich erhalten. Dagegen findet [161] sowohl bei der Fayence als bei dem Porzellan der Farbenauftrag meist auf die glasierte Masse statt, worauf dann die Gegenstände in Kapseln und Muffeln der Glühhitze ausgesetzt werden, bis sich die Farben mit der Glasur zu einem gleichmäßigen Schmelz verbinden. Doch hat man jetzt auch Farben, welche das nachträgliche Brennen vertragen (Unterglasurfarben). Ähnlich ist das Verfahren bei der Emailmalerei, bei welcher eine künstliche, auf Metallflächen befestigte Glasur den M. bildet. Insofern die Wandmalerei architektonischen Zwecken dient, steht sie auch mit der Glasmalerei (Farbenauftrag auf farblose Glastafeln) in einem äußern Zusammenhang. Die Wandmalerei hat einen stabilen Charakter und nötigt zu einer monumentalen Auffassung und Behandlung. Einen eine feste Bindung zulassenden und zugleich beweglichern M. gewann man in dem Holz (besonders dem Lärchenholz), dem Metall und dem Elfenbein, in dem Pergament, der Pappe und in dem Papier sowie in dem Maltuch. Wie die Ölmalerei in der spätern Zeit die Temperafarben völlig verdrängte, so haben auch Holz und Metall (das erstere besonders wegen des Wurmfraßes) dem mit einem Firnis überzogenen Maltuch weichen müssen. Einen ähnlichen Überzug gab man zum Gebrauch für die Ölmalerei auch noch der Pappe und dem Papier. Zu Zeichnungen und für den Auftrag von Wasserfarben eignet sich vorzugsweise das letztere als M.; es hat das früher in Anwendung gekommene Pergament fast völlig verdrängt. Vgl. Ölmalerei.