Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Stereochromīe“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 298
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Stereochromīe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 298. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Stereochrom%C4%ABe (Version vom 10.03.2023)

[298] Stereochromīe (griech.), eine 1846 in München von Schlotthauer (s. d.) und Oberbergrat Fuchs erfundene Art Malerei, welche eine Zeitlang angewendet wurde, um Wandflächen unmittelbar mit Gemälden, nach Art der Freskomalerei, zu bedecken. Es wurde dabei ein Malgrund hergerichtet, der bei Gemälden auf Leinwand in einer leichten Bindung, womit dieselbe gesättigt wurde, bei Wänden mit Stein oder Mörtel aus einem wenige Linien dicken Bewurf bestand, der mit der Steinunterlage zu einer mechanisch völlig untrennbaren Masse sich verbindet. Auf diesem Grund wurde mit eigens präparierten Wasserfarben gemalt, und da diese sich mit dem Grund vereinigen und die Bildfläche schließlich durch Aufspritzen von Wasserglas steinhart gemacht wurde, so glaubte man in diesem Verfahren eine Technik gefunden zu haben, welche besonders Wandgemälde in großen Räumen gegen die nachteiligen Einflüsse des Temperaturwechsels, der Feuchtigkeit etc. unempfindlich machen würde. Doch hat auch die von Seibertz erfundene Vervollkommnung der S. durch Anwendung von trocknen Farben die Erwartungen, welche man von der S. hegte, nicht gerechtfertigt. Der von Kaulbach im Treppenhaus des Neuen Museums zu Berlin in großem Maßstab mit der S. gemachte Versuch hat vielmehr gezeigt, daß die Bildflächen über und über mit störenden Rissen überzogen werden, weshalb man die S. wieder aufgegeben hat.