Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Malet“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 160
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Malet. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 160. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Malet (Version vom 04.12.2023)

[160] Malet, 1) (Mallet, spr. -lä́) Claude François de, franz. General, geb. 28. Juni 1754 zu Dôle (Franche-Comté), trat 1770 in das Regiment der Mousquetaires du Roi, kehrte nach deren Auflösung bei Beginn der Revolution in seine Heimat zurück, schloß sich 1792 als Hauptmann in der Nationalgarde von Dôle der Rheinarmee an, avancierte 1793 zum Generaladjutanten, ward 1795 Kommandant von Besançon und 1799 Brigadegeneral bei der Alpenarmee. Er focht unter Championnet mit Auszeichnung in Italien, ward aber 1801 wegen einer republikanischen Verschwörung gegen Bonaparte als Kommandant des Departements Gironde nach Bordeaux versetzt. Er war Mitglied des geheimen Bundes der Philadelphen, in dem er den Namen Leonidas führte, und wurde 1808 wegen eines Komplotts zum Sturz Napoleons und zur Herstellung der Republik verhaftet. Auf die weite Entfernung Napoleons in Rußland seine Hoffnung setzend, faßte er 1812 mit den Generalen Lahorie und Guidal, dem Abbé Lafon und andern Staatsgefangenen von neuem den Plan, das Kaiserreich zu stürzen. Unter dem Vorgeben einer Krankheit ließ er sich aus dem Gefängnis in ein Krankenhaus bringen, entfloh von da am Morgen des 23. Okt. 1812 und brachte durch die falsche Nachricht, Napoleon sei in Rußland umgekommen, und ein untergeschobenes Dekret des Senats, das ihn zum Kommandanten von Paris ernannte, zwei Regimenter der Nationalgarde auf seine Seite, welche das Stadthaus besetzten. Darauf setzte M. seine Genossen Guidal und Lahorie in Freiheit, und während ersterer im Polizeigebäude den Polizeiminister Savary verhaftete und Lahorie an dessen Stelle setzte, begab er sich mit einem Haufen Bewaffneter zum Platzkommandanten Hulin, und als dieser sein Mißtrauen gegen die Kunde vom Tod Napoleons nicht verhehlte, schoß er seine Pistole auf ihn ab, verwundete ihn aber bloß. Auf diesen Schuß eilte der Adjutant Laborde herbei, und diesem gelang es, über M. und dessen Genossen Herr zu werden. Schon am folgenden Tag wurden die Verschwornen vor ein Kriegsgericht gestellt und 29. Okt. in der Ebene von Grenelle erschossen. Daß dieses abenteuerliche Unternehmen beinahe gelang, daß man gar nicht an den König von Rom dachte, zeigte, wie wenig die Napoleonische Dynastie Wurzel gefaßt hatte. Napoleon war daher auch sehr entrüstet über den Vorfall und überhäufte nach seiner Rückkehr die Beamten mit heftigen Vorwürfen wegen ihrer Kleinmütigkeit. Vgl. Lafon, Histoire de la conjuration de M. (Par. 1814); Saulnier, Éclaircissements historiques sur la conspiration du général M. (Par. 1844), und Douville, Histoire de la conspiration de M. (das. 1840). Das Buch von Hamel („Histoire des deux conspirations du général M.“, Par. 1873) ist eine wertlose Verherrlichung vom radikalen Standpunkt aus.

2) (spr. mallet) Sir Edward Balwin, engl. Diplomat, geb. 10. Okt. 1837 im Haag, Sohn von Sir Alexander Charles M., ehemaligem englischen Gesandten am Bundestag, trat 1854 als Attaché in den diplomatischen Dienst, ward 1871 Gesandtschaftssekretär in Peking, 1873 Geschäftsträger in Athen, 1875 in Rom, 1879 Generalkonsul in Kairo, 1883 Gesandter in Brüssel und 1884 Botschafter in Berlin.