MKL1888:Maccarōnische Poesie

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Maccarōnische Poesie“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 27
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Maccarōnische Poesie. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 27. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Maccar%C5%8Dnische_Poesie (Version vom 21.11.2023)

[27] Maccarōnische Poesie, Bezeichnung einer Art scherzhafter lateinischer Gedichte, in welche lateinisch flektierte Wörter einer andern Sprache eingestreut sind. Als ersten maccaronischen Dichter bezeichnet man Typhis Odaxius (1488) aus Padua, der sein jetzt sehr seltenes Gedicht nach der bekannten Lieblingsspeise der Italiener „Carmen maccaronicum“ nannte. Eine gewisse Bedeutung erhielt die Dichtgattung aber erst durch Folengo (s. d.). Ein andres Gedicht dieser Art ist „Moschea“ oder „Der Krieg der Mücken und Ameisen“ betitelt (deutsch von Fuchs, 1580; neue Ausg. von Genthe, Eisleb. 1833). Für das älteste und bedeutendste deutsche maccaronische Gedicht gilt die „Flohiade“ (s. d.). Ein andres ist betitelt „De lustitate studentica“, worin es z. B. heißt:

Purscha studentorum finstris sub tempore noctis
Gassatim laufunt cunctis per commata gassis
Cum harphis, pfeifis, citharis, cum geigibus ipsis
Et hauunt steines, ut feuer springit ab ipsis etc.

Französische maccaronische Verse finden sich in dem zu Molières „Malade imaginaire“ gehörigen dritten Zwischenspiel. In England fand die m. P. Eingang durch John Skelton, in Schottland durch William Drummond. Vgl. Genthe, Geschichte der maccaronischen Poesie (Halle 1829); Schade, Zur maccaronischen Poesie (in „Weimarisches Jahrbuch“, Bd. 2, Hannov. 1855).