Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Málaga“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 138139
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Málaga. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 138–139. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:M%C3%A1laga (Version vom 28.11.2023)

[138] Málaga, span. Provinz in der Landschaft Andalusien, grenzt gegen N. an die Provinz Cordova, gegen O. an Granada, gegen S. an das Mittelländische Meer, gegen W. an Cadiz, gegen NW. an Sevilla und hat einen Flächenraum von 7349 qkm (133,4 QM.). Das Land ist gebirgig und wird von dem südlichen Randgebirge des bätischen Systems mit der Sierra Tejeda (2135 m), El Torcal (1285 m), Tolox (1959 m) in einem weiten, gegen S. geöffneten Bogen durchzogen. Das Land südlich von diesem Randgebirge fällt terrassenförmig zum Meer ab, das nördlich gelegene Land ist eine Hochebene. Mehrere Küstenflüsse durchbrechen das erwähnte Gebirge und ergießen sich in das Mittelländische Meer. Die bedeutendsten davon sind der Guadalhorce und der Guadiaro. [139] Die Zahl der Bewohner beträgt (1878) 500,322 Seelen (1884 auf 516,000 geschätzt), d. h. 68 auf ein QKilometer, welche ausgezeichneten Wein (s. Malagawein), der in Form von Trauben und Rosinen in großer Menge exportiert wird, in neuester Zeit aber durch das heftige Auftreten der Reblaus gelitten hat, ferner Südfrüchte (Mandeln, Feigen, Zitronen, Orangen), Öl, Esparto, Weizen, Hülsenfrüchte, Süßholz, Zuckerrohr (mit immer wachsender Anbaufläche) und Kork produzieren. Der Bergbau liefert Blei, Eisen, Zink und Nickel. Auch schwefelhaltige Mineralquellen sind vorhanden. Die Industrie ist namentlich in der Hauptstadt von Bedeutung. Doch gibt es auch außerhalb derselben industrielle Etablissements, wie Zuckerraffinerien, Seiden- und Wollwebereien, Gerbereien, Papierfabriken etc. Die Eisenbahn von Cordova nach Malaga mit Abzweigung nach Granada sowie die zahlreichen Häfen der Provinz sind die Hauptförderungsmittel des lebhaften Ausfuhrhandels. Die Provinz umfaßt 15 Gerichtsbezirke (darunter Alora, Antequera, Archidona, Coin, Estepona, Marbella, Ronda, Velez-Malaga).

Die gleichnamige Hauptstadt liegt am Ausfluß des Guadalmedina ins Mittelmeer, im Hintergrund der schönen Bai von M., dicht an der Küste, am Ostrand einer herrlichen Vega und am Fuß eines steilen Hügels, der eine maurische, noch jetzt als Citadelle dienende Feste trägt und den letzten Vorsprung des bis 630 m anschwellenden, die Küsten 60 km lang ostwärts umfassenden Hügellandes bildet, das den berühmten Malagawein (s. d.) erzeugt. Die Stadt, ein Handels- und Hafenort ersten Ranges, zugleich Waffenplatz, ist uneben und im ältern Teil unregelmäßig gebaut, während sich die neuern Teile durch gerade, breite Straßen und schöne, zum Teil prächtige, moderne Gebäude auszeichnen. Das Klima ist mild und gesund (mittlere Wintertemperatur bei Tag 14° C.). Von öffentlichen bemerkenswerten Gebäuden besitzt M. nur eine geringe Anzahl; das bedeutendste ist die im Renaissancestil erbaute dreischiffige Kathedrale mit einem 74 m hohen Glockenturm. Noch sind in M. zahlreiche maurische Bauwerke vorhanden. Die erwähnte maurische Feste, 1279 erbaut, ist von großer Ausdehnung und zerfällt in das untere Kastell, die jetzt verfallene Alcazaba, und das obere, Gibralfaro, das noch jetzt, wie erwähnt, als Fort dient, und von dessen Wällen aus man eine reizende Aussicht genießt. Die Stadt zählt im ganzen 11 Kirchen, 2 Waisenhäuser, ein Findelhaus, mehrere Kasernen, 2 größere Theater (darunter das Cervantes-Theater für 2500 Zuschauer), einen großen, neuerbauten Zirkus für Stiergefechte (11,000 Menschen fassend), elegante Cafés und Kaufläden und mit Einschluß der Vorstädte (1878) 115,882 Einw. Die Bewohner von M., Malagueños genannt, sind mit feiner Weltsitte wohl vertraut, die Frauen wegen ihrer Schönheit und Grazie berühmt. Die Industrie hat einen bedeutenden Aufschwung genommen. M. besitzt mehrere große Eisengießereien und Maschinenfabriken, große Baumwollspinnereien u. -Webereien, Fabriken von Chemikalien, Seife, Zündwaren, große Dampfschneidemühlen, mehrere Zuckerraffinerien, welche in steigender Ausdehnung den in der Provinz gebauten Rohrzucker verarbeiten (s. oben), eine große Schokoladefabrik, Maccaroni- und Teigwarenfabriken etc. M. rivalisiert in industrieller und merkantiler Beziehung bereits mit Barcelona, während es Cadiz längst überflügelt hat. Der Hafen von M. ist nächst dem von Barcelona und Gibraltar der besuchteste der spanischen Mittelmeerküste; er faßt über 400 Schiffe und ist durch einen 1250 m langen Molo, an dessen äußerster Spitze sich ein hoher Leuchtturm erhebt, gegen Stürme geschützt. An der entgegengesetzten Seite ist ein neuer Molo aufgeführt, und beide sind durch Batterien verteidigt. Es wird übrigens beabsichtigt, den der Versandung stark ausgesetzten Hafen nicht nur auszubaggern, sondern ihn durch Verlängerung des Molo um mehrere hundert Meter zu erweitern und so besser gegen die gefährlichen Ostwinde zu sichern. Der Schiffsverkehr im Hafen von M. beziffert sich jährlich auf mehr als 2500 beladen eingelaufene Schiffe mit ca. 630,000 Ton. Der durch die Schiffahrt vermittelte Handel von M. ist ein außerordentlich belebter. Der Wert des Imports aus spanischen Häfen beläuft sich auf 55, aus andern Ländern auf 27, der Wert des Exports auf 25, bez. 38 Mill. Pesetas. Die Hauptexportartikel nach dem Ausland sind: Weintrauben und Wein (1886: 11/2 Mill. hl), Rosinen (14 Mill. kg), Olivenöl (20,700 Ton.), Blei, Feigen, Zitronen, Orangen und Mandeln, Kichererbsen und Espartogras; Importartikel sind: Gewebe, Garne, Baumwolle, Zucker, Bau- und Faßholz, Maschinen. Im internen Verkehr spielen die größte Rolle: Gewebe, Mehl, Getreide und Zucker. Wegen der Nähe von Gibraltar bildet M. übrigens das große Emporium des spanischen Schmuggelhandels. Außer Elementarschulen und Colegios für beide Geschlechter gibt es ein Institut, ein Seminar, eine nautische Schule, ferner ein litterarisches Museum, eine Philharmonische und eine Ökonomische Gesellschaft. M. ist Sitz eines Gouverneurs, eines Bischofs und eines deutschen Konsuls. Die Stadt und Provinz haben Ende 1884 durch das Erdbeben sehr gelitten. – Die Stadt M., im Altertum Malaca (phönikisch Malch, d. h. Saline), wurde von den Phönikern gegründet und ging dann in den Besitz der Karthager, endlich der Römer, Goten und Araber über. In den ersten drei Jahrhunderten der Maurenherrschaft in Spanien war M. den Kalifen von Cordova unterworfen; nach dem Verfall dieses Kalifats kam es in die Hände verschiedener kleiner Fürsten, bis es im Anfang des 14. Jahrh. mit dem Königreich Granada vereinigt wurde. 1487 wurde es durch Ferdinand und Isabella den Mauren nach einer hartnäckigen Belagerung von drei Monaten abgenommen. Die spätere Geschichte der Stadt bis auf die neueste Zeit ist ziemlich bedeutungslos. Von den Parteikämpfen zwischen den Karlisten und Christinos hatte die Stadt viel zu leiden. Erstere ließen 1831 hier 49 Anhänger der liberalen Partei erschießen. An diese Opfer des Bürgerkriegs erinnert ein Obelisk auf der Plaza de Riego.

Málaga, Stadt im Departement Santander der südamerikan. Republik Kolumbien, 2212 m ü. M., hat eine höhere Schule, Fabrikation von Wollenzeugen, eisenhaltige Quellen und (1870) 5805 Einw.