Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lyndhurst“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 9
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Lyndhurst. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 9. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lyndhurst (Version vom 21.11.2023)

[9] Lyndhurst (spr. linndhörst), John Singleton Copley, Baron, berühmter brit. Staatsmann, geb. 21. Mai 1772 zu Boston in Nordamerika, siedelte 1775 mit seinen Eltern nach England über, wo der Vater John Singleton Copley eines ausgezeichneten Rufs als Porträtmaler genoß, studierte erst zu Cambridge Theologie, sodann in London Rechtswissenschaft. Als Advokat gewann er bald die ausgedehnteste Praxis, und 1816 von der Stadt Yarmouth in das Haus der Gemeinen gewählt, machte er sich namentlich durch seine Verteidigung der als Hochverräter angeklagten Radikalen Watson und Thistlewood bekannt. 1819 zum Solicitor general ernannt, mußte er im Oberhaus als Ankläger gegen die Königin Karoline (s. d. 2) auftreten. 1824 wurde er zum Attorney general oder Generalanwalt befördert, und 1826 erhielt er die Stelle eines Master of the rolls. Als Canning 1827 zum Premierminister ernannt wurde, ward L. zum Lord-Kanzler (bis 1830) und unter dem Titel Baron L. zum Peer von England erhoben. Während des Kampfes um die Parlamentsreform war er der heftigste Wortführer der Hochtories. In dem Ministerium, das Robert Peel und Wellington im November 1834 bildeten, bekleidete er wiederum kurze Zeit das Amt eines Lord-Kanzlers. Am leidenschaftlichsten widersprach er den Zugeständnissen, welche die Whigs den irischen Katholiken machen wollten. Vom August 1841 bekleidete er zum drittenmal unter Peel bis 1846 das Amt des Lord-Kanzlers. Trotz seines hohen Alters und seiner Kränklichkeit blieb er seitdem eins der einflußreichsten Mitglieder der konservativen Partei des Oberhauses, wo er für eine Autorität namentlich in juristischen Fragen galt und durch die Kraft und den Schwung seiner Beredsamkeit mehr als einmal die Lords mit sich fortriß. Seine Reden über die orientalische Politik der Regierung, über den Krieg und Friedensschluß mit Rußland machten ihn wieder in hohem Grad populär; nicht minder war dies der Fall, als er 1859 und 1860 seine mächtige Stimme wider die Eroberungspolitik Napoleons III. erhob. Mehr als 90 Jahre alt, starb L. nach kurzer Krankheit 12. Okt. 1863 in London. Vgl. Martin, Life of Lord L. (Lond. 1883, 2 Bde.).