Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lynchgesetz“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 9
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Lynchgesetz. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 9. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lynchgesetz (Version vom 21.11.2023)

[9] Lynchgesetz (engl. Lynch law, spr. linntsch lah, Lynchjustiz), in den Vereinigten Staaten von Nordamerika Bezeichnung für die eigenmächtige Volksjustiz, welche an einem wirklichen oder vermeintlichen Verbrecher (Gauner, Pferdedieb, Kuppler u. dgl.) sofortige Rache nimmt. Schauderhafte Beispiele dieser Selbsthilfe sind in allen Teilen Nordamerikas vorgekommen, namentlich in den südlichen Staaten, wo die Leidenschaften heftiger und die Bande der sittlichen Ordnung lockerer waren als in den nördlichen Staaten; in den Südstaaten waren es auch die Gegner der Sklaverei, welche ehedem nicht selten der Lynchjustiz verfielen. Eine noch jetzt zuweilen hierbei vorkommende Mißhandlung ist das sogen. Federn, wobei das Opfer mit Teer bestrichen, in Federn gewälzt und in diesem Zustand umhergeschleppt wird. Der Name L. soll 1792 in Lynchburg (s. d.) entstanden sein, nach andern aber von einem gewissen John Lynch herstammen, der gegen das Ende des 16. Jahrh., als der regelmäßige Gang der Kolonialgesetze keinen genügenden Schutz gegen die Verwüstungen gewährte, welche flüchtige Sklaven und Verbrecher in Nordcarolina verübten, von den Bewohnern mit unumschränkter Macht als Gesetzgeber und Richter bekleidet wurde.