Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lyell“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 34
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Lyell. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 3–4. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lyell (Version vom 21.11.2023)

[3] Lyell (spr. lei-ĕl), Sir Charles, Geolog, geb. 14. Nov. 1797 zu Kinnordy in Forfarshire, studierte seit 1816 zu Oxford die Rechte, widmete sich daneben aber auch der Naturwissenschaft, besonders der Geologie, und wurde, als er sich 1819 in London als Sachwalter niederließ, bald ein eifriges Mitglied der Geologischen Gesellschaft. 1831 übernahm er eine Professur der Geologie am King’s College. Seine [4] epochemachende Thätigkeit begann mit der Herausgabe der „Principles of geology“ (Lond. 1830–33, 3 Bde.; 12. Aufl. 1876; deutsch von Hartmann, Weim. 1841 bis 1842, 3 Bde., und von Cotta, Leipz. 1857–58, 2 Bde.), in welchen er den damals herrschenden gewaltsamen geologischen Methoden entgegentrat und zeigte, daß die gegenwärtig beobachtbaren geologischen Vorgänge vollkommen ausreichen, um den Bau der festen Erdkruste zu erklären, wenn sie sich nur oft genug, in hinreichend großen Zeiträumen, wiederholen. Diese Anschauung, welche in ähnlicher Weise bereits v. Hoff in Deutschland, ohne Beachtung gefunden zu haben, ausgesprochen hatte, brach sich, weil L. sie beständig durch zahlreiche spezielle und unwiderlegbare Beobachtungen stützte, überraschend schnell Bahn und wurde bald die allein herrschende. Dem genannten Werk schlossen sich die „Elements of geology“ (Lond. 1837, 6. Aufl. 1865) an. Zur Prüfung seiner Prinzipien unternahm L. Reisen durch Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, die Schweiz, Skandinavien und Nordamerika; die Resultate veröffentlichte er in den „Travels in North America with geological observations“ (Lond. 1845, 2 Bde.; neue Aufl. 1855, deutsch, Halle 1846) wie in „A second visit to the United States“ (Lond. 1846, 2 Bde.; 3. Aufl. 1855; deutsch, Braunschw. 1851). L. bewies, daß die meisten sogen. Erhebungskrater in Wirklichkeit nichts andres als Reste eingestürzter Aufschüttungskrater sind; er bestätigte die seit mehreren Jahrhunderten stetige Erhebung der Küsten Schwedens, gab eine einleuchtende Erklärung der Entstehung des Niagarathals durch das Zurückweichen der Fälle und, gestützt auf die Beschaffenheit der Versteinerungen in den tertiären Ablagerungen, eine Einteilung dieser letztern in eocäne, miocäne und pliocäne, je nach dem Verhältnis der darin enthaltenen Reste von noch lebenden oder ausgestorbenen Arten. In seinem letzten Werk: „Geological evidences of the antiquity of man“ (Lond. 1863, 4. Aufl. 1873; deutsch von L. Büchner, 2. Aufl., Leipz. 1874), zeigt L., daß das Alter des Menschengeschlechts sehr weit über die gewöhnliche Annahme zurückweiche. L. ward 1864 zum Baronet ernannt, starb 22. Febr. 1875 in London und erhielt ein Begräbnis in der Westminsterabtei. Er hat auch eine englische Übersetzung von Dantes lyrischen Gedichten geliefert. Vgl. Mrs. Lyell, Life, letters and journals of Sir Charles L. (Lond. 1881, 2 Bde.).