Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Luftröhre“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 985986
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Luftröhre. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 985–986. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Luftr%C3%B6hre (Version vom 12.05.2024)

[985] Luftröhre (Trachēa, Arteria aspera), ein Rohr im Tierkörper zum Ein- und Auslaß der Atemluft. (Über diejenigen der Wirbellosen s. Tracheen.) Bei den luftatmenden Wirbeltieren ist die L. im weitern Sinn der von der Lunge in den Mund führende Kanal, im engern nur derjenige Abschnitt, welcher am Hinterende des Kehlkopfes beginnt und mit dem Eintritt in die Lunge endet. Die in ihrer Wandung vorhandenen Knorpel (s. Tafel „Mundhöhle etc.“) halten sie beständig offen, so daß ihr Verschluß nur durch die beiden Stellknorpel des Kehlkopfes (s. d.) bewirkt werden kann. Die Knorpel selbst sind teils der Länge, teils der Quere nach angeordnet und bilden in letzterm Fall vielfach geschlossene Ringe. Die L. teilt sich an ihrem untern Ende in zwei Äste (Bronchi) von gleichem Bau wie die L. selbst; diese verzweigen sich weiter innerhalb der Lungen in die sogen. Bronchien (Bronchia). Bei den Vögeln, deren L. meist sehr lang ist, zuweilen sogar große Schleifen macht, ist am Beginn der Teilung in die Bronchien fast immer ein sogen. unterer Kehlkopf zur Erzeugung der Stimme angebracht (s. Vögel). – Die L. des Menschen ist 9,5–12 cm lang, 2–3 cm breit und 1,5–2 cm dick; sie beginnt in der Höhe des fünften Halswirbels am untern Rande des Kehlkopfes, läuft am Hals herab und teilt sich in der Höhe des dritten oder vierten Brustwirbels in ihre Äste. Dicht hinter ihr liegt die Speiseröhre. Ihre etwa 2 mm starke Wandung enthält 16–20 hinten offene, 3,5–4,5 mm hohe Knorpelringe, von welchen einzelne nicht selten gabelig geteilt, auch wohl stellenweise untereinander verschmolzen sind. In der Längsrichtung werden sie durch ein derbes Fasergewebe zusammengehalten, welches gleichzeitig als Knorpelhaut dient, in querer Richtung aber durch platte Bündel glatter Muskelfasern in Verbindung gesetzt. So kann die hintere Wand der L. nach innen zu eingedrückt werden, wenn beim Essen der Bissen in der Speiseröhre nach dem Magen herabgleitet. Die ganze innere Fläche der L. ist mit einer flimmernden Schleimhaut, der direkten Fortsetzung der Kehlkopfschleimhaut, überkleidet. Auf ihrer Oberfläche münden in zahlreichen rundlichen, wie durch Nadelstiche erzeugten Poren traubenförmige Schleimdrüsen. Von den beiden Bronchen enthält der rechte 6–8, der linke 9–12 Knorpelringe; wegen der Bronchien s. Lunge.

Krankheiten der L. Kalte oder mit Staub und andern schädlichen Bestandteilen geschwängerte Luft ruft einen Entzündungszustand der Luftröhrenschleimhaut hervor, welcher gewöhnlich mit einer gleichen Erkrankung der Kehlkopf- und Bronchialschleimhaut einhergeht. Man verspürt Schmerzen in der Gegend der L., leidet an einem garstigen, rauhen Gefühl im Hals und befördert durch lästiges Husten einen zähen Schleim heraus. Warmhalten des Halses, feuchte Umschläge in der Form eines in Wasser getauchten [986] und gut ausgerungenen Handtuchs und Einatmen einer warmen, gleichmäßig temperierten Luft reichen in der Regel zur Hebung des Übels aus. Außer dem eben erwähnten Katarrh der L. (Tracheïtis, s. Bronchialkatarrh) und dem Krupp versetzt besonders häufig die Lungentuberkulose die L. in Mitleidenschaft, wobei es zu ausgedehnter Verschwärung ihrer Innenfläche kommen kann (Luftröhrenschwindsucht). Chronischer Luftröhrenkatarrh ist häufig von einer Erweiterung der L. (Bronchiektasie, s. d.) begleitet, während durch Kropf, Geschwülste, Narbenbildung eine Verengerung zu stande kommen kann. Nach Verwundungen bleibt wohl eine Luftröhrenfistel zurück.