Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Luftmaschine“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 982
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Luftmaschine. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 982. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Luftmaschine (Version vom 13.05.2024)


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 593594
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[593] Luftmaschine (Druckluftmaschine). Riedlers Berichte über die Pariser Druckluftanlage haben eine ganze Reihe von neuen Luftmaschinen gezeitigt, welche eine möglichst gute Ausnutzung der Druckluft gestatten sollen. E. Josse und J. Rosing wollen bei ihrer Maschine die Eisbildung verhindern und eine Verminderung des Luftverbrauchs dadurch herbeiführen, daß sie Gas mit Hilfe der arbeitenden Druckluft verbrennen lassen. Die Druckluft, die vor dem Eintritt in den Cylinder zur Kühlung des Verbrennungsraumes gedient und sich dabei erwärmt hat, wird bei einer bestimmten Füllung des Cylinders abgesperrt und wirkt nun durch Expansion. Bevor aber diese Expansion soweit vorgeschritten ist, daß die Temperatur bis zur Eisbildung heruntergeht, wird der Druck und die Temperatur der Luft noch einmal bedeutend erhöht, worauf eine nochmalige Expansion eintritt, unter deren Einfluß der Kolben bis zum Ende seines

Prölls Verbundluftmaschine.

Hubes gebracht wird. Die der zweiten Expansionsperiode vorausgehende Temperaturerhöhung schützt vor Eisbildung und wird zugleich mit der Drucksteigerung dadurch herbeigeführt, daß man ein luftarmes Gasgemisch in den Cylinder einführt und mit der in diesem befindlichen Luft zur Verbrennung bringt. Zur Ausführung dieses Vorganges dient die Steuerung. Diese besteht aus zwei Schiebern, welche außer der Verteilung der Druckluft und der Zuführung des Gases auch dessen Entzündung bewirken. R. Pröll in Dresden hat verschiedene Konstruktionen der L. angegeben, von denen die in obiger Figur abgebildete (D.R.-P. Nr. 53,581) gestattet, nach Art der Verbunddampfmaschinen die Luft in zwei Stufen expandieren zu lassen. Zu dem Zwecke hat sie übereinander angeordnet zwei einfach wirkende Cylinder, einen kleinen A, in welchen die Luft vom Schieberkasten K aus zuerst eintritt, um unter geringer Expansion die beiden miteinander verbundenen und mittels einer Kreuzschleife auf die Kurbel C der Schwungradwelle S wirkenden Kolben abwärts zu treiben, und einen größern B, in welchen die Luft von A aus durch den Schieber F hindurch eintritt, um weiter zu expandieren und die Kolben wieder aufwärts zu treiben. [594] Die zur Verhinderung der Eisbildung erforderliche Wärmezufuhr erfolgt durch äußere Beheizung der Maschine mittels einer Gasflamme, Petroleumflamme etc. Diese ist unter dem Boden b des größern Cylinders, in welchem besonders die Kältebildung vor sich gehen würde, angebracht und erhält event. behufs erhöhter Heizkraft eine Zufuhr von Preßluft. Der Boden b ist entweder eingestülpt oder mit Rippen versehen, welche die Abgabe der Wärme an die Luft im Cylinder B beschleunigen sollen. Um den Heizraum läuft ein Kanal a, den die Druckluft durchströmt, bevor sie in den obern Cylinder A eintritt. Sie nimmt hierbei so viel Wärme auf, daß sie durch die Expansion in A keine zu niedrige Temperatur erhält. Ein Regulator R beeinflußt die Einströmung der Luft in den kleinen Cylinder und die Zufuhr des Brennmaterials zur Heizflamme und beherrscht so den Gang der Maschine. Die Zuführung von Druckluft zur Flamme erfolgt vom Schieberkasten aus durch das Rohr u. Pröll hat ferner eine vereinigte Druckluft- und Gasmaschine entworfen, bei der eine bessere Ausnutzung der Verbrennungswärme des Gases bezweckt wird. Während nämlich bei der Gasmaschine infolge der im Cylinder stattfindenden Gasexplosion eine große Verbrennungswärme frei wird, welche durch kräftige Kühlung des Cylinders beseitigt werden muß, macht die Kältebildung bei der Expansion der Druckluft eine Vorwärmung derselben erforderlich. Durch die Vereinigung beider Maschinenarten und eine entsprechende Leitung der Druckluft, bez. Verwendung der Verbrennungsprodukte der Gasmaschine kann der größte Teil der jetzt bei der Gasmaschine mit dem Kühlwasser verloren gehenden Wärmemenge für den Arbeitsprozeß der Druckluftmaschine nutzbar gemacht werden. Durch die Konstruktion wird die Vorwärmung der Luft in die Maschine verlegt. Es bedarf also keiner besondern Heizanlage, und die damit verbundenen Übelstände kommen in Wegfall. Für die Gasmaschine ist das System Benz gewählt, weil sich ihre Arbeitsweise (Zweitakt) dem Luftmotor besser anpaßt als die sonst gebräuchlichen Viertaktmaschinen. Die dem Benzschen Motor zuzuführende Preßluft, zu deren Beschaffung sonst eine Luftpumpe erforderlich ist, wird direkt aus der Druckluftleitung entnommen. Gascylinder und Druckluftcylinder liegen unmittelbar hintereinander, ihre Kolben sitzen an einer gemeinschaftlichen Kolbenstange, welche mittels einer Bleuelstange auf die Kurbel der Schwungradwelle wirkt. Von dieser wird eine parallel zur Cylinderachse gelagerte Steuerwelle betrieben, welche die Steuerung der beiden Cylinder betreibt. Durch den Mantel des Gascylinders wird statt des sonst nötigen Kühlwassers die Preßluft geleitet, ehe sie in dem Druckluftcylinder zur Arbeitsabgabe gelangt. Hierdurch wird sowohl der Gascylinder gekühlt, als auch der Luft infolge ihrer Erwärmung ein größeres Arbeitsvermögen erteilt. Die Auspuffgase des Gascylinders treten in eine Ummantelung des Luftcylinders, geben hier ihre Wärme an den Cylinder wieder ab und gehen erst dann ins Freie.