MKL1888:Liebermann
[529] ✽ Liebermann, Max, Maler, geb. 1849 zu Berlin, studierte seit 1868 auf der dortigen Universität, widmete sich aber im folgenden Jahr der Malerei in Weimar, wo er sich der naturalistischen Richtung der dortigen Schule anschloß. Schon in seinem ersten Bilde, den Gänserupferinnen (1874), bekundete er sowohl in der Wahl der Typen als in der schweren, schwärzlichen Tonart eine entschiedene Vorliebe für das Gewöhnliche und Häßliche, die sich noch steigerte, als er 1875 nach Paris ging und sich dort an die Maler anschloß, welche ihr Studiengebiet im Wald von Fontainebleau hatten, besonders an den Bauernmaler J. F. Millet. Eine Studienreise nach Holland bot ihm damals und später die Motive zu einer Reihe von Bildern, auf welchen immer dieselbe Absicht, des Lebens Mühsal, Trivialität und Elend im Rahmen einer traurig-öden Landschaft zu schildern, wiederkehrt. Nachdem er 1876 und 1877 den Pariser Salon mit einer Runkelrübenernte und einem Arbeitssaal im Amsterdamer Waisenhaus beschickt, brachte er sich auf der Münchener internationalen Kunstausstellung von 1879 in Deutschland wieder durch einen Jesusknaben im Tempel in Erinnerung, welcher durch die bis zur Karikatur getriebene Charakteristik der Figuren tiefe Entrüstung hervorrief. Seitdem hat er sich ausschließlich auf Landschaften mit Staffage und auf Genrebilder aus dem niederländischen Volksleben beschränkt, ohne an seiner grobnaturalistischen Auffassung etwas zu ändern. Seine Hauptwerke sind: Amsterdamer Waisenmädchen, das Tischgebet, Straße in Zandvoort, Kleinkinderschule in Amsterdam, Münchener Bierkonzert, die Spinnerinnen, die Konservenmacherinnen, stille Arbeit, die Schweinefamilie, Altmännerhaus in Amsterdam, holländische Dorfstraße und Netzeflickerinnen. L., der in Berlin lebt, besitzt die kleine Medaille der dortigen Kunstausstellung.