MKL1888:Lichtelektrische Erscheinungen

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lichtelektrische Erscheinungen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 18 (Supplement, 1891), Seite 565566
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Lichtelektrische Erscheinungen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 565–566. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lichtelektrische_Erscheinungen (Version vom 21.04.2023)

[565] Lichtelektrische Erscheinungen (aktinoelektrische Erscheinungen) wurden zuerst von Hertz beobachtet. Entfernt man die kugelförmigen Elektroden eines Funkeninduktors oder einer Influenzmaschine so weit voneinander, daß eben keine Funken mehr überspringen, so treten die Entladungen sofort wieder ein, wenn man die negative Elektrode durch einen zweiten elektrischen Funken oder durch das Licht einer elektrischen Bogenlampe oder überhaupt durch Licht beleuchtet, welches reich an Strahlen sehr kurzer Wellenlänge, insbesondere an ultravioletten Strahlen, ist. Strahlen größerer Wellenlänge sind unwirksam, denn die Wirkung verschwindet, wenn man zwischen die Funkenstrecke und die Lichtquelle einen durchsichtigen Körper bringt, welcher, wie Glas, Glimmer, Leuchtgas etc., die ultravioletten Strahlen absorbirt, während Gips (Marienglas) und Bergkristall, die für ultraviolette Strahlen durchlässig sind, die Wirkung nicht hindern. Die Bestrahlung der negativen Elektrode erleichtert nicht bloß die Entladung, sondern beeinflußt auch die Art der Entladung. Ist ein Telephon mit in die Leitung eingeschaltet, so läßt dasselbe während der Belichtung der Funkenstrecke einen reinen Ton hören, der aber sogleich in ein Geräusch übergeht, wenn man durch eine zwischengeschobene Glasplatte die wirksamen ultravioletten Strahlen abblendet. Auch die Zahl der Entladungen wird durch die Belichtung vergrößert. In Luft ist die Wirkung des Lichtes am stärksten bei einem Druck von 30–40 mm Quecksilber, und nimmt sowohl bei Vergrößerung als Verminderung des Druckes ab; unter 5,8 mm Druck ist keine Wirkung mehr bemerkbar. Auch das Material der Elektroden ist von Einfluß; bei Platin ist die [566] Wirkung bedeutend stärker als bei andern Metallen, wohl deswegen, weil Platin die ultravioletten Strahlen besser absorbiert. Nimmt man als negative Elektrode die Oberfläche einer Flüssigkeit, so zeigt sich die Wirkung größer bei gefärbten, d. h. stark absorbierenden, Flüssigkeiten als bei farblosen. Am stärksten ist die Wirkung bei Nigrosinlösung.

Auch mit statischer Elektrizität geladene Leiter werden durch ultraviolettes Licht beeinflußt. Eine negativ geladene isolierte Zinkplatte verliert, wie Hallwachs gezeigt hat, von dem Lichte einer Bogenlampe getroffen, ihre Ladung sofort, bei positiver Ladung dagegen geschieht dies nur allmählich. Es ergibt sich ferner, daß bei dieser „lichtelektrischen Entladung“ von der Oberfläche der Metallplatten negativ elektrische Teilchen abgestoßen werden, indem durch das ultraviolette Licht eine Zerstäubung des Metalls bewirkt und dessen Oberfläche rauh gemacht wird.

Hallwachs hat ferner nachgewiesen, daß isolierte und vorher zur Erde abgeleitete Metallplatten durch Bestrahlung mit ultraviolettem Lichte positiv elektrische Ladung annehmen. Diese „lichtelektrische Erregung“ steht mit der „lichtelektrischen Entladung“ derart im Zusammenhang, daß die Bestrahlung den Weggang der negativen Elektrizität von dem Leiter begünstigt und diesen positiv geladen zurückläßt.