Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Laplace“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Laplace“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 515516
Mehr zum Thema bei
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Laplace. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 515–516. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Laplace (Version vom 11.04.2021)

[515] Laplace (spr. -plāß), 1) Pierre Simon, Graf, Mathematiker und Astronom, geb. 23. März 1749 zu Beaumont en Auge im Departement Calvados, ward Lehrer der Mathematik an der Militärschule daselbst, sodann in Paris Examinator beim königlichen Artilleriekorps, 1773 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und später eins der ersten Mitglieder des Instituts sowie des neuerrichteten Längenbüreaus. Von Bonaparte ward er gleich beim Beginn der Konsularregierung zum Minister des Innern befördert, aber bald zum Mitglied des Erhaltungssenats, im Juli 1803 zum Vizepräsidenten, im September zum Kanzler desselben ernannt und bei Errichtung des Kaiserthrons 1804 in den Grafenstand erhoben. Im September 1805 wies er in einem Bericht an den Senat zuerst auf die Notwendigkeit hin, die revolutionäre Zeitrechnung aufzugeben und den gregorianischen Kalender wieder einzuführen. 1814 stimmte er für Ernennung einer provisorischen Regierung und Wiedereinsetzung der Bourbonen. Während der Hundert Tage nahm er kein Amt an; Ludwig XVIII. ernannte ihn dafür zum Pair und 1817 zum Marquis. Er starb 5. März 1827 in Paris. L. zählt zu den größten Mathematikern und Astronomen aller Zeiten. Er bewies zuerst auf analytischem Weg die Unveränderlichkeit der mittlern Entfernungen der Planeten von der Sonne, entdeckte mehrere Gesetze in der Bewegung der Jupitermonde und bestimmte die gegenseitigen Störungen aller Hauptplaneten. Sein Hauptwerk ist die „Mécanique céleste“ mit den Supplementen (Par. 1799–1825, 5 Bde.; 2. Aufl. 1829–39), in welcher er fast alle Probleme der neuern Astronomie mit den Hilfsmitteln der Analysis bearbeitete und zum großen Teile löste. Als eine populäre Bearbeitung desselben ist seine „Exposition du système du monde“ (Par. 1796, 2 Bde.; deutsch, Frankf. 1797 ff., 2 Bde.) anzusehen. In diesem Werk gibt er seine in gleichem Sinn schon von Kant aufgestellte Hypothese über die Entstehung des Planetensystems. Auch mit Chemie beschäftigte sich L. und erfand z. B. einen Wärmemesser. Noch sind von seinen Werken zu nennen: „Théorie analytique des probabilités“ (Par. 1812, 3. Aufl. mit Supplem. 1820) und der „Essai philosophique sur les probabilités“ (das. 1814, 6. Aufl. 1840; deutsch von Tönnies, Heidelb. 1819). Außerdem lieferte er von 1812 [516] bis 1823 eine bedeutende Anzahl Abhandlungen in die „Mémoires“ der Akademie und für andre Journale. Seine „Œuvres complètes“ erschienen Paris 1843–48 in 7 Bänden, in neuer Ausgabe (13 Bde.), von der Pariser Akademie besorgt, seit 1878.

2) Cyrille Pierre Théodore, franz. Seefahrer, geb. 7. Nov. 1793 auf dem Atlantischen Ozean, ward, nachdem er als Fregattenkapitän zwei Reisen um die Welt gemacht (die erste 1830–32 mit der Korvette Favorite, die zweite 1837–40 mit der Fregatte Artémise), 1841 zum Konteradmiral, 1853 zum Vizeadmiral und 1857 zum Marinepräfekten in Brest ernannt, wo er 24. Jan. 1875 starb. Seine erste Reise beschrieb er in „Voyage autour du monde par les mers de l’Inde et de Chine“ (Par. 1833–35, 5 Bde.), seine zweite in „Campagne de circumnavigation de la frégate l’Artémise pendant les années 1837–40“ (das. 1840–53, 6 Bde.).