Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Landesmann“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 451
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Landesmann. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 451. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Landesmann (Version vom 17.03.2022)

[451] Landesmann, Heinrich, als Dichter und Schriftsteller unter dem Namen Hieronymus Lorm bekannt, geb. 9. Aug. 1821 zu Nikolsburg in Mähren, war von Kindheit auf sehr kränklich, besuchte mit Unterbrechungen mehrere Lehranstalten zu Wien, bis er im 15. Jahr das Gehör und zum Teil auch das Gesicht verlor und sich fortan für seine weitere Ausbildung auf den autodidaktischen Weg angewiesen sah. Bereits damals veröffentlichte er in Zeitungen mehrere sinnige Gedichte, bearbeitete 1843 die mohammedanische Faustsage „Abdul“ in fünf Gesängen (2. Aufl., Berl. 1852) und ließ sodann die kritisch-politische Schrift „Wiens poetische Schwingen und Federn“ (Wien 1846) erscheinen. Schon vor Ausgabe derselben war er nach Berlin übergesiedelt, wo er seine kritische Thätigkeit in Kühnes „Europa“ fortsetzte und die „Gräfenberger Aquarellen“ (Berl. 1848) schrieb. Seit 1848 wieder in Wien lebend, siedelte er von dort 1873 nach Dresden über, wo er noch gegenwärtig seinen Wohnsitz hat. Von Schriften sind noch zu verzeichnen: „Ein Zögling des Jahrs 1848“ (Roman, Wien 1855, 3 Bde.; 3. Aufl. u. d. T.: „Gabriel Solmar“, das. 1863); die Novellensammlung „Am Kamin“ (Berl. 1856, 2 Bde.); „Erzählungen des Heimgekehrten“ (Prag 1858); „Intimes Leben“ (Novelletten, das. 1860); „Novellen“ (Wien 1864, 2 Bde.); „Gedichte“ (Hamb. 1870, 2. vermehrte Aufl. 1875); „Philosophisch-kritische Streifzüge“ (Berl. 1873) und „Geflügelte Stunden. Leben, Kritik, Dichtung“ (Leipz. 1875–76, 3 Bde.); einiges Dramatische: „Das Forsthaus“, „Hieronymus Napoleon“, „Die Alten und die Jungen“ (das. 1875); ferner „Der Naturgenuß. Eine Philosophie der Jahreszeiten“ (Berl. 1876); „Neue Gedichte“ (Dresd. 1877) und neuerdings eine Reihe von Romanen: „Tote Schuld“ (Stuttg. 1878, 2 Bde.), „Späte Vergeltung“ (Hamb. 1879, 2 Bde.), „Der ehrliche Name“ (Dresd. 1880, 2 Bde.), „Außerhalb der Gesellschaft“ (das. 1881), „Ein Schatten aus vergangenen Tagen“ (Stuttg. 1882), „Ein Kind des Meeres“ (Dresd. 1882), „Der fahrende Geselle“ (Leipz. 1884), „Vor dem Attentat“ (Dresd. 1884), „Die schöne Wienerin“ (Jena 1886), „Das Leben kein Traum“ (Berl. 1887); endlich „Der Abend zu Hause“, Betrachtungen (das. 1881), „Natur und Geist im Verhältnis zu den Kulturepochen“ (Teschen 1884) und die Gesamtausgabe seiner „Gedichte“ (4. Aufl., Dresd. 1885). L. nimmt auf dem Gebiet der Kritik, der litterarischen wie der philosophischen, eine hervorragende Stelle ein; als Poet darf er der bedeutendste deutsche Dichter des Pessimismus genannt werden, dessen Produktionen aber bei ihrer Eigenartigkeit nur beschränkte Anerkennung fanden.