Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lagrange“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 408409
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Lagrange. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 408–409. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lagrange (Version vom 11.04.2021)

[408] Lagrange (spr. -grāngsch), Joseph Louis, Mathematiker, geb. 25. Jan. 1736 zu Turin, studierte zuerst Philosophie, dann Mathematik. Schon als Jüngling löste er die von Euler gestellten isoperimetrischen Aufgaben und behandelte das Prinzip der geringsten Bewegung. Kaum 19 Jahre alt, wurde er Professor der Mathematik an der Artillerieschule in Turin und gewann den von der Akademie der Wissenschaften zu Paris für ein Werk über die Trabanten des Jupiter ausgesetzten Preis. Gleichzeitig machte er sich durch die Darlegung der ersten Grundzüge seiner Lehre vom Planetensystem bekannt. Bald darauf berief ihn Friedrich d. Gr. als Direktor der Akademie an Eulers Stelle nach Berlin, von wo er auf Mirabeaus Veranlassung [409] 1787 nach Paris ging. Von einer Geisteskrankheit wieder genesen, wirkte er als Akademiker, später auch als Mitglied der Belohnungskommission für nützliche Erfindungen sowie seit 1792 einige Zeit als Vorsteher bei der Münze. Das Edikt vom 16. Okt. 1793, infolge dessen alle Ausländer aus Frankreich ausgewiesen wurden, ward gegen ihn nicht angewendet. Nach der Revolution wurde er Professor an der neuerrichteten Normal- sowie an der polytechnischen Schule in Paris. Von Napoleon I. zum Mitglied des Senats ernannt und zuletzt in den Grafenstand erhoben, starb er 10. April 1813. Er wurde im Panthéon beigesetzt, und Lacépède und Laplace hielten ihm Gedächtnisreden. Seine wichtigsten Werke sind: „Théorie des fonctions analytiques, contenante les principes du calcul différentiel“ (Par. 1797, 3. Aufl. 1847; deutsch von Grüson, Berl. 1798–99, 2 Bde.); „Traité de la résolution des équations numériques“ (Par. 1798, 3. Aufl. 1826) und „Mécanique analytique“ (das. 1788, 2 Bde.; 3. Aufl. 1853–55; deutsch von Servus, Berl. 1887). Seine nachgelassenen Manuskripte wurden 1815 von Carnot gekauft und dem Institut übergeben. Eine neue Ausgabe von Lagranges Werken, im Auftrag des Unterrichtsministeriums von Serret und Darboux veranstaltet, in 16 Bänden, erscheint seit 1867.