Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kupulifēren“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 337
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Kupulifēren. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 337. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kupulif%C4%93ren (Version vom 07.12.2023)

[337] Kupulifēren (Becherfrüchtler), dikotyle Familie aus der Ordnung der Amentaceen, Holzgewächse, meistens Bäume mit wechselständigen, einfachen, fiedernervigen Blättern und freien, abfallenden Nebenblättern. Die Blüten sind eingeschlechtig, einhäusig, erscheinen vor der Belaubung oder gleichzeitig mit ihr. Die männlichen stehen in walzenförmigen oder kugeligen Kätzchen, hinter deren Deckblättern die Blüten bald ohne, bald mit schuppenförmigen Vorblättchen stehen. Dieselben haben entweder kein Perigon und bestehen dann nur aus einer Anzahl von Staubgefäßen, oder sie besitzen ein kelchartiges, meist vier- bis achtspaltiges Perigon, welches ebensoviel oder mehr oder weniger Staubgefäße umgibt. Letztere sind bisweilen gespalten und stehen bei Isomerie vor den Perigonteilen. Die weiblichen Blüten bilden entweder auch endständige Kätzchen, oder finden sich einzeln oder zu wenigen büschelförmig, endständig oder achselständig hinter den Laubblättern. Entweder ist jede einzelne weibliche Blüte, oder es sind deren mehrere dicht beisammenstehende von einem Becher (cupula) umgeben, welcher aus einem oder einer Anzahl Vorblättchen gebildet ist und verschiedenartige Beschaffenheit annimmt, die er aber erst zur Fruchtzeit vollständig erreicht, wo er, beträchtlich vergrößert, je eine Frucht oder mehrere Früchte umgibt. Die weibliche Blüte selbst hat einen unterständigen, zwei- oder dreifächerigen Fruchtknoten, dessen oberer Rand von einem vollkommenen oder in verschiedenem Grad rudimentären Perigon umsäumt wird und in einen kurzen, säulenförmigen, zweispaltigen Griffel übergeht, der entweder gerade ist und mit punktförmigen Narben endigt, oder mehr oder weniger umgebogen und auf der flachen oder rinnenförmigen Innenseite mit den Narbenpapillen besetzt ist. Jedes Fach des Fruchtknotens enthält eine oder zwei hängende Samenknospen. Die Frucht ist eine Nuß mit leder- oder holzartiger Schale, durch Fehlschlagen meist einfächerig und einsamig; der endospermlose Same enthält einen geraden Keimling mit großen, stärkemehl- und ölreichen Kotyledonen, welche entweder blattartig sind und dann bei der Keimung über dem Boden sich entfalten, oder dick und fleischig sind und dann im Boden verbleiben. Der Becher, in welchem die Frucht sitzt, ist entweder dünn blattartig, mit verschieden gestaltetem Saum, wie bei der Haselnuß und der Hainbuche, oder dicker, lederartig und auswendig stachlig, wie bei der Rotbuche und der Kastanie, oder auch eine holzige, außen schuppige Schüssel, wie bei den Eichen. Vgl. A. de Candolle, Cupuliferae, in „Prodromus“, Bd. 16; A. S. Örsted, Études préliminaires sur les cupulifères de l’époque actuelle (Kopenh. 1871). – Die aus ca. 340 Arten bestehende Familie der K. bewohnt vorzugsweise die nördliche Hemisphäre, fehlt ganz in Australien und Afrika, mit Ausnahme der Nordküste letztern Weltteils, und tritt in der gemäßigten Zone der südlichen Halbkugel, besonders in Chile, Feuerland, auf Neuseeland und Vandiemensland, auf. Auf den feuchten Gebirgen Javas, Sumatras und der Kordilleren Mexikos in einer Höhe von 4–6000 Fuß wächst die Mehrzahl der Arten; in der gemäßigten Zone nimmt ihre Zahl beträchtlich ab, die vorhandenen Arten nehmen aber ein bedeutendes Terrain für sich in Anspruch, wie die Eichen- und Buchenwälder Europas zeigen. – Die K. sind in der vorweltlichen Pflanzenwelt seit der Kreidezeit durch die Gattungen Dryophyllum Deb., Fagus L. (Buche), Castanea Tourn. (Kastanie), Quercus L. (Eiche) vertreten gewesen; sehr zahlreiche Arten dieser und der Gattungen Ostrya Mich., Carpinus L. (Hainbuche), Corylus L. (Haselnuß), Fegonium Unger und Quercinium Unger finden sich in Tertiärschichten.