MKL1888:Korrespondenzblatt zum siebzehnten Band

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Korrespondenzblatt zum siebzehnten Band“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 17 (Supplement, 1890), Seite 10571060
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Korrespondenzblatt zum siebzehnten Band. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 17, Seite 1057–1060. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Korrespondenzblatt_zum_siebzehnten_Band (Version vom 15.06.2022)
[1057]
Korrespondenzblatt zum siebzehnten Band.
Ausgegeben am 29. Mai 1890.

C. in Krailsheim, L. Stengel in M., L. M. in Wiesbaden, Dr. M. in Graz. Die vielen Zuschriften und Anfragen aus dem Kreis unsrer Abonnenten über die von seiten des Herausgebers unternommenen Schritte, das Konversations-Lexikon auch für die weitern Jahre auf dem Laufenden zu erhalten, wurden an Zahl noch übertroffen durch die Beweise der Zustimmung, die unsre vorläufige Anzeige über die geplanten „Jahres-Supplemente“ (im Korrespondenzblatt des 16. Bandes) hervorgerufen hat. Wir dürfen demnach hoffen, bei unsrer Absicht, das Werk soviel wie möglich vor dem Veralten zu schützen, in dieser Form das Richtige getroffen zu haben, und verweisen Sie des weitern auf die Mitteilung der Verlagshandlung auf der Schlußseite dieses Bandes.

Dr. H. in Linz. Die biographischen Angaben über die gegenwärtigen österreichischen Heerführer erscheinen im nächsten Bande der „Jahres-Supplemente“ (Anfang 1891).

Lehrer Müller in Alt-Dombrowo. Wenn Sie beklagen, daß „der Ton in den politischen Abhandlungen der Supplemente etwas zu sehr auf die Pfeife des mittelparteilichen Nationalliberalismus gestimmt sei“, da doch auch Konservative, Zentrumsleute, Freisinnige und allerhand Demokraten, Antisemiten etc. Belehrung im Konversations-Lexikon suchten, so ist darauf zu bemerken, daß eine Darstellung der neuern politischen Geschichte unmöglich so abgefaßt sein kann, daß sie allen genannten Parteien genügt. Anerkannte Autoritäten der Geschichtswissenschaft haben es wiederholt ausgesprochen, daß keine Geschichtsdarstellung auch entlegener Zeiten durchaus objektiv und unparteiisch sein könne und auch nicht sein solle, da jeder Geschichtschreiber eine religiöse und politische Überzeugung haben muß, wenn er Geschichte mit Urteil schreiben will. Noch viel weniger ist dies in der neuern und neuesten Geschichte möglich, wo die Ansichten von den Zielen der kirchlichen, staatlichen und sozialen Entwickelung unsers Volkes je nach den Parteistandpunkten so verschieden sind; ein Welfe, der die ganze deutsche Geschichte seit 1866 für eine Reihe von Ungerechtigkeiten und Verbrechen ansieht, wird nie eine Schilderung der deutschen Geschichte vom nationalen Standpunkt aus billigen wollen; den Ultramontanen geht es ebenso bei Italien. Ein mittelparteilicher Standpunkt hat immer noch den Vorzug, bei den Extremen am wenigsten anzustoßen. Es wird daher das beste sein, bei der bisherigen Richtung zu bleiben und nur nach Vollständigkeit, Richtigkeit, Gerechtigkeit und Milde im Urteil zu streben.

Adolf Stein in Prag. De Quincy ist der richtige Name (Bd. 4, S. 689). Die Biographie des philosophischen Schriftstellers Friedrich Nietzsche finden Sie im vorliegenden Ergänzungsband. Über letztern veröffentlichte vor kurzem Georg Brandes, der in Kopenhagen sogar besondere Nietzsche-Vorlesungen gehalten hat, eine größere Abhandlung unter dem Titel: „Aristokratischer Radikalismus“ im Aprilheft der „Deutschen Rundschau“.

N. Ungar in Wien. Der Geburtsort des preuß. Abgeordneten Windthorst ist Kaldenhof im Kirchspiel Osterkappeln (Regierungsbezirk Osnabrück), nicht Meppen, wie auch im Artikel richtig angegeben wurde. Otto von Nordheim, Herzog von Bayern, steht an richtiger Stelle (Bd. 12, S. 564 unter „Bayern“ 5).

Abonnent in Halle a. S. Soweit unsre Ermittelungen reichen, dürfte zur Zeit das größte Segelschiff die 7. Dez. 1889 an der Clyde in Schottland vom Stapel gelassene Viermastbarke Le Nord sein. Das Schiff gehört den Herren A. D. Bordes u. Sohn in Paris und besitzt eine Tragfähigkeit von 5000 Ton. und einen Tiefgang von ca. 20 Fuß englisch. Die größten Dampfer sind die beiden Schiffe der Inman and International Line: City of New York und City of Paris, von je 10,499 Ton. und ca. 16–17 Fuß Tiefgang. Das schnellste Schiff ist die City of Paris mit über 20 Knoten Geschwindigkeit. Dasselbe machte die Reise von England nach Amerika, bez. Queenstown nach New York im letzten Quartal des vergangenen Jahrs in 5 Tagen und 23 Stunden.

W. K. in Dresden, K. S. in Hannover. Zur Beantwortung so umfangreicher Schriftstücke und Fragen fehlt es uns an Zeit.

Ein Abonnent in Wien. Über den Pariser Neurologen Charcot finden Sie in diesem Supplementband Auskunft, über M. Jókai an richtiger Stelle im 9. Band (S. 254).

Dr. Schmidt in Lenzen. Das Bild, welches auf der vorjährigen Münchener Kunstausstellung zu sehen war, ist von Joseph Douba in Prag gemalt und führt den Titel: Abisag, Katalog Nr. 212. Es stellt nicht eine Episode aus der assyrischen, sondern aus der altjüdischen Geschichte dar. Abisag war die junge Hebräerin, welche dem alten König David ins Bett gelegt wurde, damit er sich erwärmen sollte (1. Kön. 1, 3). Ins Konversations-Lexikon können dergleichen Namen nicht aufgenommen werden.

H. in K. Unsre Angabe ist vollkommen richtig. Das „Geburtshaus“ Thorwaldsens in Kopenhagen hat sich die Nationaleitelkeit der Dänen erst kombiniert. Es ist vermutlich das Haus, in welchem Thorwaldsens Vater wohnte.

L. Kemeny in Preßburg. Die Biographie des ehemaligen ungarischen Ministers Gabriel Klauzál werden Sie in v. Wurzbachs österreichischem biographischen Lexikon[WS 1] finden. Für ein deutsches Konversations-Lexikon hat dieser Mann bei dem beschränkten Raum, der verfügbar ist, gegenwärtig zu geringes Interesse.

Dr. phil. H. M. in Freiburg i. Br. Das Urteil des Konversations-Lexikons über den ultramontanen Geschichtschreiber Janssen ist wohlüberlegt und wohlbegründet. Schon der gutkatholische Historiker A. v. Reumont hat seiner Zeit in der „Allgemeinen Zeitung“ die Art, wie Janssen, ohne direkt die Unwahrheit zu sagen, durch Verschweigungen und Verstümmelungen den von ihm beabsichtigten Eindruck zu erreichen sucht, gebührend gekennzeichnet. „Daß es ihm nicht um die Wahrheit als solche zu thun ist, das stand vom ersten Band an fest; was ist das für eine Kunst des Vertuschens“ – ist ein Ausspruch I. v. Döllingers (vgl. Egelhaafs Aufsatz „Zum Gedächtnis Döllingers“ in der „Deutschen Rundschau“, Februar 1890). Protestantische Kritiker, wie Lenz, haben das Urteil ausführlich wissenschaftlich begründet. Die Verdienste der Geschichtsforschung Janssens werden dadurch nicht geschmälert; ein unparteiischer Geschichtschreiber ist er aber nicht und hat er auch nicht sein wollen. Dieses wissenschaftliche Urteil auszusprechen ist das Konversations-Lexikon berechtigt, ja verpflichtet. Eine „Parität“ gibt es bei wissenschaftlicher Beurteilung nicht.

[1058] J. H. Hoffmann in Chemnitz. „Weiland“ heißt (im altertümlichen Kanzleistil) s. v. w. vormalig oder verstorben. Der regierende Großherzog von Hessen führt keine andern Geschlechtsnamen als den von „Hessen und bei Rhein“. Ihre übrigen Fragen erledigen sich, wie Sie mit Recht vermuten, durch das „Register zu Band I–XVII“ (Seite 839–997 dieses Bandes).

F. J. in Semlin. Unverständlich. Wenn Sie die „Herrnhuter“ (Brüdergemeinde) meinen, so finden Sie im Art. „Herrnhut“ (Bd. 8, S. 445) den nötigen Hinweis.

K. Mayer in Salzburg. Unser Artikel „Zither“ (im 16. Band) enthält alles über das Instrument Wissenswerte in gedrängter Darstellung, wie sie für die Zwecke des Konversations-Lexikons eben nur zulässig ist. Wenn wir, Ihrem Wunsche entsprechend, hier eine ausführlichere Belehrung über Ihr „Lieblingsinstrument“ folgen lassen, die wir einem anerkannten Fachmann verdanken, so müssen wir doch dazu bemerken, daß uns die Raumverhältnisse verbieten, eine solche Behandlung, wie sie wohl für Spezialwerke und überdies nur für wichtigere Gegenstände geeignet ist, auch andern Instrumenten zu teil werden zu lassen.

Zither ist der Name jener Gattung von Musikinstrumenten, bei welchen die Saiten über einen Resonanzkörper gezogen sind und entweder mit den Fingern oder mit einem Federkiel, Stäbchen oder sonstigem „Plektron“ angeschlagen werden. Bereits 4000 Jahre v. Chr. galt die Zither in Ägypten, Äthiopien und Syrien als das Lieblingsinstrument von Königen und Königinnen, die davon ihren Eigennamen erhielten. Die semitische Benennung des Instruments, Kinnōr, etymologisch gleichbedeutend mit: das Knarrende, weibliche Form Kinnareth, ägyptisch Kenur, weiblich Kenureth, bezeichnet ein Saitenspiel und den Saitenspieler, griechisch Kinyras. Aus der chaldäischen Bezeichnung Kethar, das Runde, ist der griechische Name des Instruments, Kithara, die Brusthöhle, abzuleiten. In Griechenland, wohin die Zither über Kleinasien kam, war sie, im Gegensatz zur volkstümlichen Lyra, hauptsächlich das Instrument der geschulten Künstler. Diese bedienten sich der Zither sowohl zur Begleitung des Gesanges als auch zum rein instrumentalen Vortrag; im erstern Fall wurde der Spieler Kitharistes, im letztern Kitharodos genannt. Zum Spielen der Kithara ließ sich der Vortragende entweder auf einen Sitz nieder und hielt das Instrument gegen die Brust, oder er stützte das Instrument, aufrecht stehend, auf ein Fußgestell, Chalkoma, welches demselben festen Halt verlieh. Ursprünglich war die Zither nur mit 3 Saiten bezogen; später vermehrte man die Saiten nach und nach bis auf 11. Zithern von größerer Bauart waren die Phorminx und Magadis; sie besaßen noch mehr Saiten; die größte Art, das Epigoneion, hatte deren 40, von denen je 2 in gleichem Ton stimmten. Die genauen Unterschiede zwischen den mannigfaltigen Arten der antiken Zither und zwischen ihr und der Lyra, den assyrischen Cymbalinstrumenten sowie jenen lautenartigen Tonwerkzeugen, welche sich aus dem ägyptischen Griffbrettinstrument Nabli oder Nebel, griechisch Nabla, herleiten, sind nicht festzustellen. Aus dem letztgenannten Instrument entstand jene Zither, welche mit den Arabern nach Spanien gelangte. Von dieser Cythara hispanica, welche im 16. und 17. Jahrh. mit 5 Doppelsaiten bezogen wurde, stammt unsre heutige Guitarre ab. Auch nach Deutschland war durch die Kreuzzüge eine solche Art von Zithern gekommen, bestehend aus symmetrisch ausgeschweiftem, flachem Resonanzkörper mit langem Hals, auf welchem sich ein mittels Bunden eingeteiltes Griffbrett, bezogen mit 5 Doppelsaiten, befindet. Noch gegenwärtig sind derartige Zithern in Thüringen, namentlich unter den Bergleuten, im Gebrauch. Diese Zithern werden jetzt mit 4 Doppelsaiten aus Draht bezogen und in 3 verschiedenen Größen, als Diskant-, Tenor- und Baßzither, angewendet. Die im Quartsextakkord stimmenden Saiten werden mit einem Federkiel intoniert. Durch Anfügung eines zur Messung der Intervalle beim Stimmen der Saiten dienenden pythagoreischen Kanons entstand aus der altgriechischen Kithara jenes aus einem flachen Resonanzkörper und unmittelbar auf diesem liegenden schmalen Griffbrett bestehende, früher mit 11–40 Doppelsaiten aus Draht bezogene Instrument, welches gegenwärtig hauptsächlich unter dem Namen „Zither“ verstanden wird. Dasselbe war in den vorigen Jahrhunderten besonders bei den Bewohnern der Steyrischen, Salzburger und Bayrischen Alpen üblich. Zithern aus jener Zeit befinden sich in den Museen zu München und Salzburg sowie in einigen Privatsammlungen.

Innerhalb der letzten 30–40 Jahre wurde diese Zither mehr ausgebildet und verschaffte sich immer größere Verbreitung. Sie besteht in ihrer jetzigen Bauart aus einem flachen Resonanzkörper mit rundem Schallloch; der Körper ist gegen 3 cm hoch, etwa 44 und 52 cm lang und, je nach der Anzahl der darüber gespannten Saiten, bis 37 cm breit. Das Instrument wird auf einen Tisch aus Tannenholz gestellt, welcher zur Verstärkung der Resonanz geeignet und meist besonders dazu gebaut ist. Die dem Spielenden zugekehrte Seite der Zither ist gerade, die gegenüberliegende Seite ist zur Hälfte bogenförmig ausgeschweift. Am Rande des geraden Teils des Resonanzkörpers befindet sich ein zur Ausführung der Melodie bestimmtes, mit chromatisch aufeinander folgenden Bunden eingeteiltes Griffbrett, über welches 5 Drahtsaiten, wovon 2 besponnen, gleichlaufend gezogen sind. Diese Saiten stimmen in a, a, d, g, c, haben eine Mensur von 39 cm und werden mit vier Fingern der linken Hand gegriffen, während der Daumen der rechten Hand sie anschlägt. Zum Anschlag bedient man sich eines in eine Spitze ausmündenden ringförmigen Plektrons aus Schildpatt oder Metall, welches auf den Daumen gezogen wird. Parallel mit dem Griffbrett sind über den Resonanzkörper noch 31–37 teils Darm-, größtenteils aber besponnene Saiten mit seidenem Kern gespannt, welche 39–47 cm Mensurlänge besitzen; ihre Saitenweite beträgt am Steg 20,75 cm, am Sattel 18,50 cm. Diese freien Saiten werden als Baß zur Begleitung der Melodie mit drei Fingern der rechten Hand gespielt. Bei vollkommener Besaitung umfassen die Baßsaiten ein Tongebiet von drei Oktaven; der ganze Tonumfang der Zither besteht mit Hinzurechnung jenes der Griffsaiten aus sechs Oktaven. Die Intonierung der Saiten wird altherkömmlich mit dem technischen Ausdruck „schlagen“ bezeichnet und die Zither daher „Schlagzither“ benannt. Der Anordnung der Baßsaiten der Zither liegt eine dreimalige Wiederholung des Quintenzirkels zu Grunde, derart, daß je 12 nebeneinander liegende Saiten die chromatischen Stufen einer Oktave ausmachen. Jene Saiten der tiefsten Oktave, welche dem Spieler „entgegengesetzt“ liegen, werden „Kontra“-Saiten genannt. Gestimmt werden die Baßsaiten nach gleichschwebender [1059] Temperatur, und zwar vom Griffbrett aus anfangend, folgendermaßen: es, b, f, c, g, d, a, e, h, fis, cis, gis, es, B, f, c, G, d, A, e, K, Fis, cis, Gis, Es, B, F, C, G, D, A, E, K, Fis, Cis, Gis, F. – Neben der soeben beschriebenen sogenannten „Diskant-Zither“ ist noch eine zweite, ähnlich gebaute und technisch zu behandelnde Art von Schlagzither, die „Elegie“- oder „Alt-Zither“, gebräuchlich, deren Saitenmensur 50–56 cm beträgt. Zahl, Ordnung und Abstand oder Weite der Saiten sind der Diskantzither entnommen, jedoch ist die Stimmung der Besaitung um eine Quarte tiefer. Ehemals wurde die Zither von Naturspielern nach Gutdünken verschieden besaitet und fast ausschließlich zur Wiedergabe von Alpen- und Tanzmelodien benutzt. Erst in der Neuzeit wird, nachdem die Besaitung vervollkommt und die technische Behandlung höhere Ausbildung erhalten, auf der Zither den Ansprüchen der Kunst genügende Rechnung getragen. So behandelt, erweist sich die Zither durch ihren sowohl in homophoner als polyphoner Satzweise bildsamen Tonreichtum und ihren eigentümlichen Klangreiz als ein sehr vollkommenes Tonwerkzeug, welches besonders für lyrische Musik höchst geeignet ist. Die Notation für Zither geschieht auf zwei Systemen, im Baß- und Violinschlüssel.

Ein ebenfalls den Namen „Zither“ führendes Instrument ist die Streichzither. Sie besteht gleich der Schlagzither aus einem flachen Resonanzkörper; dieser ist aber herzförmig gebaut, ist mit zwei Schalllöchern versehen und trägt auf seiner Mitte ein durch Bunde chromatisch eingeteiltes, etwas gewölbtes Griffbrett, über welches 3–4 Drahtsaiten, darunter 1–2 besponnene, gezogen sind. Die Stimmung der Saiten ist a, d, g oder a, d, g, c. Die Streichzither wird ihrer Breite nach vor den Spieler auf einen Tisch gelegt, so, daß ihre Spitze über den Rand des Tisches hinausreicht. Oberhalb dieser Spitze werden die Saiten mit einem Violinbogen gestrichen, während vier Finger der linken Hand die Applikatur auf dem Griffbrett ausführen. Auf der Streichzither läßt sich nur Melodie wiedergeben; zur harmonischen Begleitung eignet sich am besten die Schlagzither. Gleichwie letztere in zweierlei Größen Anwendung findet, gibt es auch eine Diskant- und eine Alt-Streichzither; die Saitenmensur derselben ist jener der entsprechenden Schlagzither gleich. Wird die Alt-Streichzither mit Saiten in d, g, c, F (wirkliche Tonhöhe a, d, G, C) stimmend bezogen, dann nennt man sie Baß-Streichzither. Durch Vereinigung zweier Diskant-Streichzithern, einer Alt- und einer Baß-Streichzither läßt sich ein vollständiges Streichzither-Quartett zusammensetzen. Die wichtigste Litteratur s. im Hauptwerk (Bd. 16, S. 939).

E. Merkel in Kiel. Der am 26. März 1890 in Genf verstorbene philosophische Schriftsteller Afrikan (von) Spir wurde 7. (15.) Nov. 1837 auf dem Landgut seines Vaters, eines Arztes, in der Nähe der Stadt Elisabethgrad in Südrußland geboren, in Odessa zuerst auf einer Privatschule, dann auf dem Gymnasium vorgebildet und trat nach Absolvierung des letztern in die Schule der Flottenjunker zu Nikolajew. Aus derselben als Seeoffizier entlassen, machte er 1854 die Verteidigung von Sebastopol mit und erhielt zwei Medaillen. Nach Höherm strebend, nahm Spir 1857 seine Entlassung aus dem Marinedienst, verkaufte sein Besitztum, hörte später Vorlesungen über Geschichte, Physik und Physiologie der Pflanzen in Heidelberg und widmete sich dem Privatstudium. Seine erste Schrift („Die Wahrheit in ihren Hauptzügen dargestellt“) erschien 1866 unter dem Pseudonym Prais bei J. G. Findel in Leipzig, mit dem er ein dauerndes Freundschaftsverhältnis schloß. Er lebte darauf elf Jahre lang in Stuttgart, siedelte aber aus Gesundheitsrücksichten nach Lausanne, später nach Genf über. Seine philosophischen Schriften erschienen 1884–85 zu Leipzig in neuer Bearbeitung, mit Ausschluß einiger Broschüren, gesammelt in 4 Bänden, von denen die beiden ersten sein Hauptwerk: „Denken und Wirklichkeit. Versuch einer Erneuerung der kritischen Philosophie“, Bd. 3 „Schriften zur Moralphilosophie“, Bd. 4 „Vermischte Schriften“ (alle in 3. oder 2. Aufl.) enthalten. In französischer Sprache hat Professor A. Penjon einige seiner Essays herausgegeben. Ein hinterlassenes Manuskript: „Der Weg zum Licht“, soll demnächst in der „Nouvelle Revue“ erscheinen.

W. U. in Stuttgart. Die erste Aufführung von Handels „Messias“ in Deutschland fand erst 1775 in Hamburg statt.

G. Zehme in Köln. Wie sehr in Böhmen der Großgrundbesitz hervorragt, geht aus der Thatsache hervor, daß von den 5,106,872 Hektar Bodenfläche 1,757,800 Hektar, also 34 Proz., sich in den Händen der Großgrundbesitzer befinden. Der Höchstbegüterte ist Joh. Adolf Fürst von Schwarzenberg, sein Besitz in Böhmen umfaßt 169,522 Hektar, ist also größer als das Herzogtum Sachsen-Altenburg. Von dieser Fläche sind 96,468 Hektar Forsten, 47,000 Hektar Feld und Wiese und 9173 Hektar Teiche. Außer den Besitzungen in Böhmen hat der Fürst auch noch in Bayern, Ober- und Niederösterreich, Steiermark und andern Ländern nicht unbedeutende Ländereien. Der Katastralreinertrag der gesamten Schwarzenbergschen Herrschaften in Böhmen ist auf 880,000 Gulden veranschlagt. Der zweite Großgrundbesitzer Böhmens ist der Fürst zu Colloredo-Mannsfeld; nach Erwerbung der Herrschaft Zbirow beträgt sein Besitz 58,709 Hektar. An dritter Stelle folgt Fürst M. Egon von Fürstenberg mit 39,419 Hektar, einem völlig zusammenhängenden Besitz von 7 QMeilen im Herzen des Landes. Weiter folgen: Fürst Joh. Lichtenstein mit 36,700, Graf Ernst Waldstein mit 35,673, Graf Ed. Clam-Gallas mit 31,278, Graf Jaromir Czernin mit 30,720, Fürst Ferd. Kinsky mit 29,100, Fürst Moritz Lobkowitz mit 27,677, Graf K. Buquoy mit 25,300, Fürst Alb. Taxis mit 25,100, Graf Joh. Harrach mit 25,000, Fürst R. Metternich mit 20,200, Fürst F. J. Auersperg mit 19,800, Fürst Alfred Windischgrätz ebenfalls mit 19,800 Hektar. In den Händen der Geistlichkeit befinden sich 105,698 Hektar. Der Erzbischof von Prag hat die Nutznießung von 24,310 Hektar. Von den Klöstern besitzen: St. Margareth-Braunau 9278 Hektar, Hohenfurt 5639, Ossegg 3587, Tepl 9291, das Prämonstratenserstift Strahow in Prag 9348 Hektar etc. Außerdem sind noch 45 Stadtgemeinden Eigentümer von gegen 76,000 Hektar Landes. Prag besitzt nur ein Gut von 60 Hektar, dagegen Pisek 7048, Bergreichenstein 5484, Pilsen 4260, Eger 2787 Hektar. Zu beklagen ist, daß einzelne Großgrundbesitzer, wie der Fürst Schwarzenberg, ihr ungeheures Besitztum durch Ankauf von Bauerngütern stetig noch vermehren. Ganze Dörfer im Böhmerwald sind in den letzten Jahren noch zur Abrundung des Schwarzenbergischen „Königreichs“ aufgekauft worden.




[1060]
– An unsre verehrten Abonnenten. –

Der nächste Ergänzungsband des Konversations-Lexikons wird Anfang 1891 als erster Band der schon beim Schluß des 16. Bandes in Aussicht gestellten

Jahres-Supplemente
zu
Meyers Konversations-Lexikon

erscheinen und im wesentlichen die Ereignisse und Fortschritte des letzten Jahres verzeichnen.

Das Verlangen, ein so großes und kostbares Werk über die Dauer seines Erscheinens hinaus auf dem Laufenden zu erhalten, ist naturgemäß und findet in diesen nach Inhalt und Form an das Hauptwerk sich anschließenden „Jahres-Supplementen“ eine ebenso erschöpfende wie mühelose Befriedigung. Wie schon der Titel besagt, wird das Interesse der Gegenwart in diesen Ergänzungsbänden vorwiegen. Neben den Spezialartikeln, die, wo es geboten erscheint, eine eingehendere Behandlung erfahren werden, als in den engen Schranken des Hauptwerkes zulässig war, werden anregende Übersichtsartikel über die Weiterentwickelung der verschiedenen Fächer berichten und zu einem Gesamtbild vereinigen, was in der Masse der zerstreuten Erscheinungen festgehalten zu werden verdient.

Wir zweifeln nicht daran, daß die Mehrzahl unsrer Leser, die unsern Bestrebungen mit anerkennender Teilnahme bisher gefolgt sind, die Gelegenheit wahrnehmen werde, um durch rechtzeitige Anmeldung des Abonnements auf die „Jahres-Supplemente“ sich den Vorteil zu sichern, ihr Lexikon auf Jahre hinaus vor dem Veralten zu schützen.

Umfang, Preis und Erscheinungsweise der Bände werden dieselben sein wie bisher.

Die Verlagshandlung.

Druck vom Bibliographischen Institut in Leipzig.
(Holzfreies Papier.)

Anmerkungen (Wikisource)