Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Korallen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 7677
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Korallen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 76–77. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Korallen (Version vom 27.12.2024)

[76] Korallen (hierzu Tafel „Korallen“), ursprünglich mehrere sehr verschiedene Abteilungen von niedern

[Beilage]

[Ξ]

Korallen.
Horn­koralle (Gorgonia verrucosa). (Art. Korallen.) Vergrößerte Stücke eines Stocks der roten Edel­koralle. Knospen­koralle (Dendrophyllia ramea). Natürl. Gr. (Art. Korallen.)
Schwamm­koralle (Madrepora verrucosa). Natürl. Gr. (Art. Korallen.) Rote Edel­koralle (Corallium rubrum). Natürl. Gr. (Art. Edelkoralle.) Orgel­koralle (Tubi­pora musica). Natürl. Gr. (Art. Korall­polypen u. Korallen.) See­feder (Penna­tula spinosa). 1/4. (Art. Korall­polypen u. Korallen.)
Vergrößerte Kelche von Madrepora verrucosa; zwei Vertikal­durch­schnitte. Hirn- oder Labyrinth­koralle (Maeandrina). Natürl. Gr. (Art. Korallen.) Loch­koralle (Porites furcatus). Natürl. Gr. (Art. Korallen.)

[77] Seetieren, jetzt nur Polypenstöcke. Je nach der Beschaffenheit der harten Masse (des sogen. Skeletts) der K. unterscheidet man Horn- und Kalkkorallen; nach dem Bau der sie bildenden Tiere aber gehören sie teils zu den Hydromedusen (s. d.), teils und zwar vorwiegend zu den Korallpolypen (s. d.). Es sind jedoch von dem Begriff K. ausgeschlossen alle diejenigen Arten aus den genannten beiden Ordnungen, welche kein zusammenhängendes Skelett bilden, sondern entweder ganz weich bleiben, oder nur zerstreute Kalkkörperchen enthalten; ebenso kann auch nie ein einzelner Hydroid- oder Korallpolyp eine Koralle bilden, vielmehr ist stets dazu eine Kolonie (Stock) erforderlich. Die Tiere, welche die mit K. bezeichneten Skelette liefern, sind einfache Schläuche mit je einer von Tentakeln umgebenen Mundöffnung, welche in das Innere (Magen) führt. Unter sich stehen sie alle in der Art in Verbindung, daß die Nährsäfte, welche das Individuum zubereitet, der Gesamtheit zu gute kommen. Die Kolonien entstehen dadurch, daß sich entweder von der festgewachsenen Basis, oder von den Seiten, oder auch von der Umgebung der Mundöffnung her Knospen bilden, die sich nicht loslösen, oder daß in ähnlicher Weise eine unvollständige Teilung stattfindet. Allmählich sterben die ältern Exemplare ab, indes die jüngern, aus ihnen hervorgegangenen weiter wachsen und sich wiederum auf dem angegebenen Weg vermehren. (Näheres bei Korallpolypen und Hydromedusen.) Das Wachstum ist keineswegs langsam; so erzählt Darwin, daß ein im Persischen Meerbusen versunkenes Schiff schon nach 20 Monaten eine Korallenkruste von 60 cm Dicke aufzuweisen hatte. Darum ist auch die Bedeutung der K. für die Struktur der Erdoberfläche in Gegenwart und Vergangenheit eine ganz hervorragende zu nennen. Besonders gilt dies von den Formen, welche die Korallenriffe (s. d.) bilden. Aus der Gruppe der Korallpolypen sind die interessantesten lebenden Vertreter die folgenden: 1) von den Octactinia die Edelkoralle (s. d.), die Seefeder (Pennatula), die weiße Koralle (Isis), die Horn- oder Rindenkoralle (Gorgonia) und die Orgelkoralle (Tubipora); 2) von den Polyactinia die mit vielen Poren versehenen Schwammkorallen oder Madreporen (Madrepora), Lochkorallen oder Poriten (Porites), Knospenkorallen oder Dendrophyllien (Dendrophyllia), die porenlosen Pilzkorallen oder Fungien (Fungia; bei den Chinesen als Reibeisen benutzt), Sternkorallen (Astraea), Labyrinth- oder Hirnkorallen (Maeandrina) etc. S. die betreffenden Figuren auf beifolgender Tafel. Von den K. wird besonders die Edelkoralle (s. d.) auf Schmucksachen verarbeitet (s. Schmucksachen). Von den versteinerten K. verdienen Erwähnung: Catenipora (s. Tafel „Silurische Formation“), Chaetetes (s. Tafel „Steinkohlenformation I“), Thecosmilia (s. Tafel „Juraformation I“), Cyclolites u. Cyathina (s. Tafel „Kreideformation“) und Turbinolia (s. Tafel „Tertiärformation I“). Zu den Hydromedusen gehören dagegen die Milleporiden oder Punktkorallen (Millepora) und Stylasteriden (Stylasteridae). Vgl. Dana, Corals and coral-islands (neue Ausg., Lond. 1875); Häckel, Arabische K. (Berl. 1875); Klunzinger, Koralltiere des Roten Meers (das. 1878).