Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Edelkoralle“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 306
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Edelkoralle. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 306. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Edelkoralle (Version vom 23.12.2024)

[306] Edelkoralle (Corallium rubrum Lam.), Korallpolyp aus der Familie der Rindenkorallen (Gorgoniden), bildet Stämmchen bis zur Höhe eines Meters und besitzt eine rote Kalkachse, welche zu Schmucksachen verarbeitet wird. Im Leben ist diese Achse oder das Skelett von einer weichen Masse überzogen, die nichts andres als den gemeinschaftlichen Boden für eine Unzahl von Polypen darstellt, welche hier zu einer Kolonie vereinigt sind (vgl. Korallpolypen). Die E. findet sich im Mittelmeer und im Adriatischen Meer bis oberhalb Sebenico und wird besonders an den Küsten von Italien, Algerien, Tunis und Tripolis auf Bänken in einer Tiefe zwischen 40 und 100 Faden gefischt. Man verwendet dabei Schleppnetze oder ein Kreuz aus schweren Balken, reißt mit demselben die Korallen vom Boden los und läßt sie sich in den am Balken befestigten Quasten verwickeln. Die Korallenfischerei wird namentlich von Italienern betrieben; jährlich sind ungefähr 500 Fahrzeuge und 4200 Mann beschäftigt, die 56–160,000 kg Korallen im Wert von etwa 4–7 Mill. Mk. liefern sollen. Die Hauptfundstätten sind für Italien die Küsten Sardiniens und Siziliens. An den Küsten von Algerien, Tunis und Tripolis ist die Ausbeute 10–40,000 kg. Spanische Korallenfischer gewinnen bei den Balearen und den Inseln des Grünen Vorgebirges 12,000 kg. Die Araber gewinnen im Roten Meer eine schwarze Koralle von geringem Werte. Der Gesamtertrag der Korallenfischerei im Mittelmeer, nach verschiedenen Schätzungen auf 78–200,000 kg jährlich angegeben, wird bis auf einen geringen Teil nach Italien gebracht und namentlich in Torre del Greco und bei Genua auf Schmucksachen verarbeitet. Die feinste Ware (das Kilogramm 400–500 Fr.) ist eine sehr zarte, blaßrot gefärbte Koralle; die dunklern Sorten gelten nur 45–70 Fr. Die Bearbeitung der E. geschieht mittels des Grabstichels und ergibt viel Abfall, der häufig zu Perlen zusammengekittet in den Handel kommt. Auch wissen die Händler die kleinen Schäden in den Schmucksachen geschickt zu verdecken. S. Tafel „Korallen“. Vgl. Lacaze-Duthiers, Histoire naturelle du corail (Par. 1863); Cavelier du Cuverville, La pèche du corail sur les côtes de l’Algérie (Nancy 1874); Simmonds, The commercial products of the sea (Lond. 1879).