Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Koberger“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 895896
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Koberger. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 895–896. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Koberger (Version vom 11.04.2021)

[895] Koberger (Koburger), Anthoni, Buchdrucker und Buchhändler, wirkte 1470–1513 in Nürnberg und druckte in dieser Zeit ca. 276 Werke, die er auch verlegte und vertrieb. Aus einem Nürnberger Bürgergeschlecht stammend, übertrug er mit Erfolg die großen Verhältnisse des Gewerbes und Handels auf den jungen Buchhandel. Er arbeitete mit 24 Pressen [896] und 100 Gesellen, Setzern, Korrektoren, Druckern, Buchbindern etc. in fabrikmäßiger Arbeitsordnung. Druck und Papier seiner Folianten, die er auch auswärts, z. B. in Basel und Lyon, drucken ließ, trotzen den Jahrhunderten; die gotischen Typen bildete er wesentlich aus, auch die deutsche Holzschneidekunst förderte er kräftig, indem er die tüchtigsten Holzschneider für seine Werke heranzog; nächst seiner illustrierten deutschen Bibel (1483) ist als erstmaliges großes weltliches Holzschnittwerk Schedels „Buch der Chroniken“ (1493) zu nennen, an dem A. Dürer als Lehrling mit arbeitete. K. starb 3. Okt. 1513. Sein Verlag, der 13 große Bibelausgaben aufweist, war wesentlich der scholastischen Gelehrsamkeit gewidmet. Von Nürnberg als Zentrum umspannte er durch eine großartige Organisation das gesamte Litteraturgebiet der lateinischen Kultursprache: Deutschland, Polen, Ungarn, die Schweiz, Italien, Frankreich und die Niederlande; selbständige Faktoreien (z. B. Paris und Ofen), Kräme und Gewölbe in den namhaftesten Städten, Bücherlager bei Geistlichen und Laien dienten seinem umfassenden Hausierhandel mit eignem und fremdem Verlag zur Grundlage. Die hereinflutende Reformationslitteratur legte unter seinen Nachfolgern den Verlag brach, indem diese Luthers Annäherungsversuche, das große Verlagshaus zu gewinnen, von der Hand wiesen und ihre Thätigkeit auf ein umfassendes humanistisches Büchersortiment beschränkten. Vgl. O. Hase, Die Koberger (2. Aufl., Leipz. 1885).