Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Iriarte“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 1023
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Iriarte. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 1023. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Iriarte (Version vom 12.07.2021)

[1023] Iriarte (Yriarte), 1) Juan de, span. Gelehrter, geb. 15. Dez. 1702 zu Orotava auf der Insel Teneriffa, studierte in Frankreich die alten Sprachen, seit 1724 in Madrid die Rechtswissenschaft, wurde in der Folge an der königlichen Bibliothek daselbst angestellt, 1732 deren Bibliothekar, 1742 offizieller Interpret im Ministerium des Äußern; starb als Mitglied der Madrider Akademie 23. Aug. 1771. Seine Werke beziehen sich zumeist auf die ihm unterstellte Bibliothek, die er wesentlich bereicherte und zum großen Teil katalogisierte; wertvoll ist besonders sein Katalog der griechischen Handschriften („Codices graeci manuscripti“), von dem jedoch nur der 1. Band (Madr. 1769) im Druck erschien. Andre Werke von ihm, namentlich lateinische und spanische Epigramme und Sprichwörter, lateinische erzählende Gedichte, sind in den nach seinem Tod veröffentlichten „Obras sueltas“ (Madr. 1774, 4 Bde.) enthalten. Eine Auswahl seiner Epigramme steht auch im 67. Bande der „Biblioteca de autores españoles“, eine Anzahl seiner Briefe im 62. Bande derselben Sammlung.

2) Tomas de, span. Dichter, Neffe des vorigen, geb. 18. Sept. 1750 zu Orotava auf Teneriffa, kam früh nach Madrid, wo er sich unter der Aufsicht seines Oheims dem Studium der alten und neuern Sprachen sowie der Poesie und Musik widmete. Schon in seinem 18. Jahr trat er mit einem Lustspiel: „Hacer que hacemos“, auf, welches er unter dem anagrammatischen Namen Tirso Imareta 1770 herausgab. Im folgenden Jahr erhielt er das durch den Tod seines Oheims erledigte Amt eines offiziellen Übersetzers im Ministerium des Auswärtigen und 1776 das eines Archivars im Kriegsministerium. Eine kurze Zeit redigierte er auch den „Mercurio político“. In dieser Zeit schrieb er, außer einigen Übersetzungen französischer Stücke, auch mehrere Originaldramen sowie seine „Literatos en cuaresma“ und verschiedene Gedichte. 1780 erschien sein Lehrgedicht „La Música“ und 1782 seine „Fábulas literarias“ (metrisch übersetzt von Speier, Berl. 1885), auf welchen beiden Werken sein Ruhm vornehmlich beruht. Dem Lehrgedicht fehlt es zwar trotz schöner Einzelheiten im ganzen an echter Poesie; die Fabeln aber, die er „litterarische“ nannte, weil sie bestimmt waren, litterarische Wahrheiten zu lehren, sind anerkannt die ersten klassischen Fabeln der spanischen Litteratur und daher bis auf den heutigen Tag sehr beliebt geblieben, auch in die meisten europäischen Sprachen übersetzt. Die in ihnen enthaltenen Anspielungen auf zeitgenössische Schriftsteller verwickelten I. in vielfache litterarische Streitigkeiten mit Sedano, Melendez u. a. und hatten eine Reihe von Streitschriften von beiden Seiten zur Folge. Von Iriartes übrigen Werken sind noch seine für den Jugendunterricht bestimmten „Lecciones instructivas sobre la moral, la historia y la geografia“ sowie seine Übersetzung des Campeschen „Robinson“ zu erwähnen. Auch übersetzte er die „Ars poetica“ des Horaz und die vier ersten Bücher von Vergils „Äneide“. Von seinen Dramen gilt „La señorita mal criada“ für das beste. Nachdem I. 1786 wegen angeblicher Hinneigung zur neuern französischen Philosophie vor das Inquisitionsgericht gefordert worden, starb er 17. Sept. 1791. Er hinterließ noch verschiedene Werke (z. B. den Monolog „Guzman el bueno“), welche später herausgegeben wurden. Die erste Sammlung seiner „Obras“ in 6 Bänden besorgte er selbst (Madr. 1787); vollständiger ist die in 8 Bänden (das. 1805). Seine Gedichte sind im 63. Bande der „Biblioteca de autores españoles“ abgedruckt; eine Auswahl derselben gab Wolf in der „Floresta de rimas modernas castellanas“ (Par. 1837, 2 Bde.).