Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Holz, fossiles“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 677
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Holz, fossiles. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 677. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Holz,_fossiles (Version vom 03.03.2023)

[677] Holz, fossiles (versteinertes Holz, Holzstein, auch Endogenites, wenn es von Monokotyledonen, Exogenites, wenn es von Dikotyledonen stammt), alle holzigen Pflanzenteile, die der Versteinerung unterlegen haben und in diesem Zustand noch durch ihre Form oder feinere Struktur ihre Abkunft erkennen lassen. Versteinertes Holz im eigentlichen Sinn findet sich schon im Devon und reicht bis in die jüngsten Bildungen. Die Mineralien, welche als Versteinerungsmittel gedient haben, sind: Eisenkies, Kalk (dichter und spatiger), Aragonit, Spateisenstein, Brauneisenstein, Kieselsäure (Chalcedon, Opal), seltener Flußspat u. a. Am häufigsten und am wohlerhaltensten sind die verkieselten Hölzer, die sogen. Holzopale und Halbopale, in denen übrigens die Kieselsäure keineswegs ausschließlich als Opal, sondern auch als derber kryptokristallinischer Quarz erscheint. Die versteinerten Hölzer bewahren oft mit wunderbarer Treue auch die feinsten Details der untergegangenen Formen. Die Pflanzengattungen, aus denen fossile Hölzer sich erhalten haben, sind äußerst zahlreich. Besonders reich an fossilem Holz sind zunächst das Steinkohlengebirge und das Rotliegende. Die darin befindlichen Reste fossiler Pflanzen gehören zu den baumartigen kryptogamischen Gefäßpflanzen. In der Steinkohlenformation (s. d.) kommt diese Abteilung in großer Mannigfaltigkeit vor: Sigillarien mit ihren Wurzeln (Stigmaria), bärlappartige Lepidodendren, Baumfarne und vielerlei Equisetaceen (Kalamiten, Asterophyllen), ferner in der obern Abteilung des Kohlengebirges Koniferen und die ersten Cykadeen. Den Charakter der Flora bestimmen aber hier, wie in dem sich eng anschließenden Rotliegenden, die Gefäßkryptogamen. Aus dem Rotliegenden kennt man ebenfalls reiche Kohlenlager und die Überreste ganzer Waldungen, lange schon den von Baumfarn abstammenden Starstein (Psaronius) aus der Gegend von Chemnitz. Bei Radowenz in der Adersbacher Gegend, am Südrand des Riesengebirges, hat man Koniferenstämme (Araucarites) von 0,3–2 m Umfang in solcher Menge im Sandstein gefunden, daß Göppert auf 5 qm nicht weniger als 150 Stämme, überhaupt aber Tausende zählte. Ebenso fand Leichhardt zahlreiche in Hornstein und Eisenoxyd umgewandelte Baumstämme im Kohlensandstein von Neusüdwales. Im Zechstein, der sich auch dadurch von dem Rotliegenden sondert, erlangen Koniferen ein gewisses Übergewicht; mit den zu diesen gehörenden sogen. Kornähren (Ullmannia) aus dem Frankenberger Zechstein in Hessen kommt auch das Holz einer Cypresse vor, das man derselben Gattung zuschreibt. In der Trias ist vorzüglich der Keuper reich an Kieselhölzern (Koburger Holz), und die Grenzschichten desselben gegen die Lias (die rätischen Bildungen) liefern namentlich in ihren untern Sandsteinbänken große Stücke verkieselten Holzes, das, obwohl die Blätter der Mehrzahl nach zu den Cykadeen und Farnen gehören, doch meist Koniferenholz ist. Ähnlich ist es in der Lias (Halberstadt), im braunen Jura (Scarborough in Yorkshire), obern Jura (norddeutscher Dolomit und Oolith am Selter und Ith). Aus den obern Teilen der Kreideformation stammen sehr schöne und reiche Überreste einer Flora, welche bereits denselben Charakter wie die tertiären Floren zeigt. Dikotyledonen mancher Art kommen neben Koniferen u. a. in ziemlicher Fülle vor. In der Tertiärzeit besiegelt sich die Herrschaft der Dikotyledonen immer mehr; es finden sich in größter Fülle Laubhölzer, teils aus noch gegenwärtig existierenden Geschlechten (Quercus, Ulmus, Betula, Salix, Laurus, Acer, Juglans, Cinnamomum), teils aus ausgestorbenen. Überall ist das Braunkohlengebirge reich an versteinertem Holz, ebenso die vulkanischen Tuffe; zu den schönsten gehören die Opalhölzer Ungarns, des Niederrheins und die von Antigua. Der Weg durch das Thal der Verirrung von Kairo nach Suez führt durch die auf dem Boden umhergestreuten verkieselten Reste eines mächtigen Urwaldes aus zum Teil kolossalen, dem Mahagoni ähnlichen Bäumen (Nicolia aegyptiaca), den „versteinerten Wald von Kairo“. Vgl. die einschlagenden Schriften Göpperts.