MKL1888:Himmelsgewölbe

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Himmelsgewölbe“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 19 (Supplement, 1892), Seite 442
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Himmelsgewölbe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 19, Seite 442. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Himmelsgew%C3%B6lbe (Version vom 16.04.2024)

[442] Himmelsgewölbe. Die scheinbare Gestalt des Himmelsgewölbes ist nicht die einer Halbkugel, sondern die eines flachen Gewölbes, eine Thatsache, welche zur Erklärung vieler Erscheinungen dient. Von diesen sind besonders zu nennen die auffallende Größe von Sonne und Mond bei ihrem Auf- und Untergang, die größere Ausdehnung der Sternbilder, wenn sie in der Nähe des Horizontes stehen, als wenn sie weiter von ihm entfernt sind, die geringere Breite des Regenbogens in seinen obern Teilen gegen die tiefer gelegenen, der verschiedene Abstand des Haupt- und Nebenregenbogens in seinen verschiedenen Teilen sowie die scheinbare Verzerrung der Ringe um Sonne und Mond. Wegen dieser scheinbaren Form des Himmelsgewölbes wird meistens auch ein bestimmter Punkt auf ihm, z. B. die Stelle, an welcher ein Meteor beobachtet wird, viel zu hoch geschätzt, ebenso wie auch der Grad der Bewölkung nur dann richtig angegeben werden kann, wenn auf diese scheinbare Form Rücksicht genommen wird. Der erste, welcher versucht hat, die Gestalt des Himmels zu bestimmen, ist Robert Smith, der für dieselbe die einer Kugelkalotte (Kugelsegment) annahm, bei welcher der Mittelpunkt zwischen Zenith und Horizont eine Höhe von 23° über dem letztern besitzt. Genauere Messungen hierüber sind in neuester Zeit von Reimann ausgeführt, der aus seinen in Hirschberg angestellten Beobachtungen findet, daß die Mitte des scheinbaren Himmelsgewölbes am Tage durchschnittlich in einer Höhe von 211/4°–211/2° liegt und daß, wenn für seine Form die einer Kugelkalotte gesetzt wird, was durch später angestellte Beobachtuugen als statthaft erscheint, ihr horizontaler Durchmesser 32/3mal und der dazu gehörige Kugelradius 71/5mal so groß ist als ihre vertikale Achse. Einen wesentlichen Einfluß übt der Grad der Bewölkung auf diese Bestimmung aus; bei völlig heiterm Himmel erscheint der Mittelpunkt des Himmelsgewölbes (221/2°) um etwa 2° höher als bei völlig bezogenem Himmel (201/2°), ein Unterschied, der sich auch bei den Beobachtungen am Vor- und Nachmittag sowie in den verschiedenen Jahreszeiten geltend macht. Am Vormittag erscheint der Himmel flacher als am Nachmittag, im Frühling und Winter flacher als im Sommer und Herbst. Außerdem wird auch ein entschiedener Einfluß durch die verschiedene Ansicht des Horizontes bewirkt. Ist dieser dunstig, so erscheint der horizontale Radius kleiner und der Mittelpunkt zwischen Zenith und Horizont höher, als wenn letzterer völlig klar ist. In der Nacht ergibt sich für die Höhe des Mittelpunktes ein größerer Wert als am Tage, und zwar in völlig klaren Nächten bei Mondschein 261/2° und ohne Mondschein 30° über dem Horizont, so daß der Nachthimmel in einer größern Wölbung erscheint als der am Tage.