Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Himalaja“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 540543
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Himalaja. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 540–543. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Himalaja (Version vom 17.04.2024)

[540] Himalaja (spr. himálaja, „Stätte des Schnees“), das mächtige Grenzgebirge Vorderindiens gegen Tibet, das größte Alpengebirge der Erde, hinsichtlich der Höhe seiner Kämme und Gipfel, des Umfangs seiner Firnfelder und Gletscher, der Tiefe und Wildheit seiner Thäler von keinem andern Gebirge erreicht. Der Name H. ist bei den Bewohnern des Gebirges nicht gebräuchlich; er ist aus der altindischen in die moderne Litteratur übergegangen und dadurch dem gebildeten Inder auch da noch geläufig, wo seine weithin leuchtenden Berge nicht mehr sichtbar sind. Seine höchste Erhebung hat der H. unter 87° östl. L. v. Gr.; von da fällt er nach O. rascher als nach W., wo die Felsenmassen, durch die nach SW. streichenden Ketten der afghanischen Gebirge getragen, sich höher auftürmen konnten. Das Gebirge besteht aus einer Reihe von Parallelketten von mehr oder weniger gleicher Richtung, unter sich verbunden durch Seitenkämme, von den Gebirgsknoten sich abzweigend und durch Gipfel von ungewöhnlicher Höhe gekrönt; diese Ketten streichen im O. der höchsten Erhebung von W. nach O., westlich davon gegen NW. Der Durchschnitt [541] von S. nach N. zeigt folgenden Aufbau. Den Bergketten ist eine mit Gerölle angefüllte und von Grundwasser wie vom Wasser zahlreicher Gebirgsbäche getränkte, gegen die indische Ebene sanft geneigte Thalmulde, die Tarai, vorgelagert, die Nepal gegenüber eine Breite von 50 km erreicht und nach beiden Seiten hin abnimmt; ihre Enden liegen im W. am Dschilam, im O. bei Goalpara. Den Nordrand der Tarai bezeichnen Sandsteinschichten mit Gipfeln bis zu 1000 m Höhe, im Zentrum Siwalik genannt. Die Abhänge dieses Bhabar genannten Hügellandes sind mit Sal- und andern Nutzbäumen dicht bestanden und schließen von Geröllablagerungen angefüllte schmale Thäler ein, die der Hauptkette parallel verlaufen und Dun heißen. Dicht hinter diesen Thälern von 8–16 km Breite beginnt das Hauptgebirge. Die auslaufenden Kämme steigen rasch an. Der Kulturboden liegt nur im westlichen H. häufiger am Fluß; sonst befinden sich die Felder auf Terrassen, bald 20 m, bald höher über dem Fluß in der Höhe des alten Seebodens, den die fortschreitende Tieferlegung der Flußbetten trocken gelegt hatte. Die im untern Teil stark bewachsenen Thäler werden zu kahlen, stark geneigten Hochthälern, auf beschwerlichen Pässen wird der Kamm überstiegen. Es ist die erste oder südliche Hauptkette, die zugleich die größte Höhe erreicht. Darauf folgt der Zentralzug; der Zwischenraum ist durch sanft geneigte, Ebene oder Maidan genannte Hochthäler ausgefüllt. Der Nordabhang fällt steil zum Indus ab; jenseit desselben erhebt sich die Gangri- oder Kailaskette. Dahinter breiten sich Hochthäler und unwirtliche Steppenplateaus aus; ihren Abschluß bildet als Wasserscheide zwischen Indien und Innerasien die nördliche Hauptkette, auch Karakorum genannt und als solcher auch vom H. getrennt, so daß die tiefe Spalte, in welcher die Flüsse Indus, Satledsch und Tsangpo (Brahmaputra) verlaufen, den H. vom Karakorum als eignem Gebirgszug scheidet. – In geologischer Beziehung zeigen alle Gipfel und Erhebungen des H. eine in hohem Grad kristallinische oder porphyrische Beschaffenheit, wie sie vulkanischen Gesteinen eigen ist, die allmählich in andre weniger kristallinische übergehen, wie Trachyt, Feldspat und Grünstein, die schließlich von Asche, Agglomeraten, Lateriten und kompaktem azoischen Schiefer überdeckt sind. Diese Anordnung wurde durch eine der Hauptrichtung des Gebirges von NW. nach SO. parallel laufende Reihe von Vulkanen bewirkt, die beim Beginn der Steinkohlenformation erloschen zu sein scheinen. Im einzelnen ergibt sich folgender Querdurchschnitt. Von der Ebene an bilden tertiäre Gesteine die untern Schichten bis zu Höhen von 1000 m; auf diese folgt Gneis, zuweilen mit einigen dem Granit ähnlichen Adern; kristallinische Gesteine treten als Gneis und Glimmerschiefer, Hornblende etc. meist erst im Zentralzug auf; nach diesen Schiefern folgt östlich vom Satledsch, dessen Lauf mit einer sehr wichtigen geologischen Grenze zusammenfällt, eine sehr versteinerungsreiche sedimentäre Schicht der silurischen Formation, während westlich davon Gesteine der plutonischen und metamorphischen Gruppe dem Gebirge einen ganz andern Charakter verleihen.

Was die Einteilung dieses über 24 Längengrade sich erstreckenden Gebirges betrifft, so ist diese sehr verschieden; aber die Dreiteilung ist vorherrschend und entspricht den Hebungsverhältnissen sowie den Unterschieden hinsichtlich der Bevölkerung: 1) West-H., vom Indusdurchbruch bis zum Satledschdurchbruch; 2) Mittel-H., von da bis zum Arun, dem östlichsten und Hauptquellfluß der Kosi; 3) Ost-H., von da bis zu dem Scheidegebirge im O. Assams. Der ganze H. füllt den Raum von dem 73.–97.° östl. L. v. Gr. aus; seine Länge kommt der Entfernung zwischen Griechenland und Spanien gleich. Die höchsten Gipfel liegen im mittlern H., an der Grenze von Nepal zwischen dem Dhawalagiri (831/2° östl. v. Gr., 8176 m) und dem Kantschindschinga an der Grenze von Sikkim (88°, 8582 m), welche beide als die höchsten Berge Asiens angesehen wurden, bis der zwischen ihnen liegende Gaurisankar oder Mount Everest (8839 m) sie in Schatten stellte. Im West-H. erhebt sich der „K 2“ oder Dapsang genannte Gipfel zu 8619 m Höhe, ist demnach der zweithöchste Berg der Erde. – Das Klima ist im ganzen H., den schmalen Strich von Sikkim ausgenommen, das von den tropischen Seewinden erreicht wird, ein kontinentales. Die Abnahme der Lufttemperatur mit der Höhe beträgt nach H. v. Schlagintweit auf 100 m 1/10° C., und die Jahrestemperatur kommt in den englischen Gesundheitsstationen, die fast sämtlich in der Höhe der üppigsten Vegetation, bis 2100 m, liegen, folgenden Orten in Europa gleich: Dardschiling in Sikkim 12,4° C. (= Meran), Kathmandu, Hauptstadt von Nepal, 16,5 (= Neapel), Almora 17,4 (= Palermo), Simla 14,3 (= Madrid), Srinagar, Hauptstadt von Kaschmir, 13,8 (= Konstantinopel oder etwas höher als Pau). Die Winter sind überaus mild, der Himmel ist dann im W. meist klar; im Sommer kann der Reisende, den heißen Monat Juli ausgenommen, den ganzen Tag auf dem Marsch zubringen; das Tagesmittel schwankt in dieser Zeit von 21–24° C. Die Regenmenge ist ausnehmend groß in Sikkim, nimmt aber ab, je weiter man nach NW. vordringt, und je mehr man sich der Region des ewigen Schnees nähert; sie beträgt im Jahr zu Rangbi in Sikkim (1525 m ü. M.) 432, in Dardschiling 328, Kathmandu 152, Simla 177, Marri an der Westgrenze Kaschmirs (2121 m ü. M.) 162 mm. Den höhern Regionen fehlt der sehr geringen Feuchtigkeit wegen der schöne Anblick des Alpenglühens. Schnee fällt verhältnismäßig sehr wenig, am meisten im W.; Höhen unter 1200 m erhalten keinen Schnee mehr. Als Mittelwert für die Schneegrenze berechnen die Reisenden Schlagintweit 5484 m, Renon 3956 m, nach welchem sie, wie in andern Ländern, mit derjenigen Höhe zusammenfiele, „in welcher die wärmere Hälfte des Jahrs eine Mitteltemperatur hat, gleich der des schmelzenden Eises“. Gletscher, deren Existenz noch 1850 bezweifelt worden war, sind am zusammenhängendsten zwischen den beiden Hauptketten, den westlichen Teil ausgenommen; einzelne scheinen bis 4000 m herabzureichen.

An Seen ist der H. arm; ehedem scheint aber das Thal von Kaschmir ein großes Seebecken gebildet zu haben, von dem noch drei kleine Becken übriggeblieben sind. Die bedeutendsten Seen liegen im östlichen Teil: in Sikkim der abflußlose Tschamtodong in 4480 m Höhe und unweit Lhassa der Jamdoktso, 4205 m ü. M., mit einem um 250 m höher liegenden See auf einer Landzunge in der Mitte. Die heiligen Seen Mansaraur und Rakus Tal, 4650 m ü. M., gelten als Quellseen des Satledsch. Augenscheinlich ist die früher gewiß viel bedeutendere Zahl der Seen bewirkt durch die allmähliche Vertiefung ihrer Abflüsse, die sich bis zu 360 m tief eingegraben haben. Zahllose fließende Gewässer haben auf dem H. ihren Ursprung. Es entspringen in Tibet und durchbrechen den Zentralzug: im W. der Indus, in der Mitte der Satledsch, im O. der Brahmaputra; [542] alle übrigen Hauptströme des indischen Tieflandes (Ganges, Dschamna etc., im ganzen 13) haben ihren Ursprung zwischen dieser und der südlichen Hauptkette; aus den regenreichern Vorbergen kommen zahlreiche Flüsse zweiten Ranges. – Der H. ist arm an edlen Metallen; die Goldwäschen von Kaschmir sind wenig ergiebig, die im N. von Assam vermuteten Goldseifen sind noch ohne alle Bedeutung. Eisen wird aus den Bergwerken von Kamaon von den Engländern gewonnen, jedoch mit so geringem Erfolg wie bei den kleinen Kohlenlagern in Sikkim und Bhutan; die Eingebornen gewinnen gutes, aber wenig Kupfer in Kamaon, Garwhal, Nepal und Sikkim, Bleiglanz in Kulu, Garwhal und Sirmur; Antimon findet sich in Mengen in Kulu und Bahul. Die zahlreichen heißen Quellen sind meist Gegenstand abergläubischer Verehrung.

Für die Flora lassen sich drei Vegetationszonen unterscheiden: 1) Die tropische und subtropische Zone bis 1200 m. Ihre dichten, dunkelgrünen Waldungen bestehen im O. aus mächtigen Palmen, Feigen-, Gummi-, Baumwoll- und Rhododendronbäumen, dem wertvollen Sal (Shorea robusta) u. a.; sie sind stark mit Unterholz vermischt, worunter viele Bambus. Der Ebene zunächst sind diese Bestände vollständig ausgenutzt, und die Waldungen erfordern zur Wiederbestockung aufmerksame Behandlung durch die Forstverwaltung. Im W. werden tropische Pflanzen selten, dagegen wird Pinus longifolia häufig, und zu ihr gesellen sich Eichen und Walnüsse. In Lichtungen wird Reis gebaut, dazu Baumwolle und Zucker; neuerdings (1872) hat man auch Versuche mit Ipecacuanha (Brechwurzel) gemacht. Je westlicher, desto vorherrschender wird der Anbau von Mais, Gerste und Hirse. 2) In der Wald- und Kulturregion von 1200–3000 m gedeihen alle Bäume, Sträucher und Straucharten der gemäßigten Zone Europas und Amerikas; es finden sich aber auch viele chinesische, japanische und malaiische Pflanzen, insbesondere sucht der Südrand dieses Gürtels an Mannigfaltigkeit und Üppigkeit der Vegetation seinesgleichen. Laubwald hat nur der Osten, die für Deutschlands Mittelgebirge und die Voralpen charakteristische Buche fehlt; die ausgedehnten Wälder bestehen aus Koniferen von 13 Arten, eine große Zierde der Landschaft sind Zedernwälder. Zu Eisenbahnzwecken wurden die Wälder stark gelichtet, seit 1864 ist daher die Regierung mit gutem Erfolg aufs Aufforsten bedacht. Eine große Bedeutung haben die im O. in Höhen von 1200–1500 m gemachten Versuche, die Cinchonapflanze zu akklimatisieren; ebenso wird Ipekakuanha in Sikkim mit Erfolg kultiviert. Die Kultur der Obstbäume lohnt noch in 2800 m Höhe. Fruchtsorten mit weichem, saftreichem Fleisch, wie Pfirsiche, sowie Weinreben eignen sich jedoch nur für den Westen; im O. rösten sie, statt zu reifen. Zum Getreidebau sind Höhen von 1200–1800 m am geeignetsten, unmöglich wird derselbe erst bei 3000 m; in den untern Lagen ist Reis (meist Herbst-, selten Frühjahrsreis), in den obern Hirse, Mais, Sorghum, Buchweizen die beliebteste Frucht. Den ersten Rang unter den eingeführten Kulturen nimmt aber gegenwärtig die Theepflanze ein; die erste Pflanze datiert von 1840, jetzt bestehen solche in den Thälern von Sikkim, Dehra-Dun und Kangra. 3) Die Gras- und Weideregion, in den tiefern Lagen noch reichlich durchsetzt von Strauchgewächsen, ist auffallend arm an Gramineen. Völlig erstirbt das vegetabilische Leben erst in sehr großen Höhen; noch in 6000 m Höhen wurden Phanerogamen gesammelt. Alphütten findet man im H. nicht, auch Heu wird nicht gemacht; die höhern Weiden werden von Wanderstämmen betrieben.

Die Tierwelt, mehr ausgezeichnet durch den Reichtum an Arten als an Individuen, zeigt eine auffallende Verwandtschaft mit der des Malaiischen Archipels. Der höchsten Region gehören ausschließlich an: Bison, Moschusrind, wilde Ziegen und Schafe, Murmeltiere und kleine Bären. Yaks kommen hier gar nicht und wilde Esel, Kyangs, nur an einzelnen Punkten vor. Von fleischfressenden Tieren gibt es Unzen, Füchse, Wiesel. Die mittlere Region hat wilde Rinder, Antilopen, Hasen, Stachelschweine, eine Art Reh (Styloceros), einen wilden Hund (Cuon rutilans), eine Leopardenart (Macroceloides), den libyschen Luchs, wilde Katzen; die untere die prächtigen Rinderarten Bibo und Bubalus, Hirsche, Antilopen, Honigbären (Melursus), Elefanten, Rhinozerosse, Affen (Semnopithecus und Macacus), Tiger, Leoparden, Wölfe, Hyänen und andre reißende Tiere, ferner große Fledermäuse, kleine Geier, Falken u. a. Die einzigen Haustiere in den Hochthälern des H. sind Yaks und große Ziegen und Schafe, die auch als Lasttiere dienen; in den tiefern Thälern findet man Zebu, Büffel und die übrigen Haustiere Nordindiens.

Die Bewohner der nördlichen, zum chinesischen Reiche gehörigen Abhänge sind Tibeter, die der südlichen gehören zumeist arischen oder uralten turanischen Stammesresten an; im O. hat sich das tibetische Element behauptet, das auch in der obern Region der Gebirgskette von Ladak bis Bhutan vorherrscht. Die am Südrand wohnenden autochthonen Stämme nichtarischer Herkunft faßt man unter der Bezeichnung Himalajavölker (s. d.) zusammen. Nach ziemlich unsichern Schätzungen berechnet man die Bevölkerung des H. auf 7 Mill. Seelen; am dichtesten bevölkert sind die gegen Indien geöffneten Thäler zwischen 1400 und 2400 m Höhe. Die Hauptbeschäftigungen sind Ackerbau und Viehzucht, von Städten mit über 5000 Einw. sind nur fünf bekannt. Politisch gehört der H. im N. zu China; im äußersten Osten wohnen unabhängige Stämme; auch Bhutan und Nepal, die sogen. Himalajastaaten (s. d.), sind selbständig; im übrigen herrscht England direkt, oder es regieren Vasallenfürsten unter seiner Oberhoheit.

Dem Verkehr dienen Hunderte von Pässen. Die südliche Hauptkette wird im Durchschnitt auf Pässen von 4200 m Höhe überstiegen; anstrengender ist der Aufstieg zu den Pässen des Zentralzugs. Hier liegen sie bei 5200 m Höhe; Gletscher sind in der nächsten Nähe, und die Ortschaften liegen mehr als eine Tagereise weit auseinander. Folgende sind von O. nach W. die Hauptrichtungen für den Verkehr nach Tibet: 1) In das chinesische Tibet nach Lhassa über Assam (20 Tage), Bhutan (geringer Verkehr aus politischen Gründen), Britisch-Sikkim (mit Benutzung der Kalkutta-Siliguribahn der nächste Zugang von der See), dann Nepal (gegenwärtig der am meisten begangene Weg). 2) Im Satledschquellgebiet der „Hindostan-Tibet-Weg“ genannte Saumweg mit der Richtung über den Nitipaß in Garwhal (s. Karte „Zentralasien“). 3) In das Industhal führen viele Übergänge; sie sind zugleich die Wege nach Ostturkistan und Kaschgar. Die tiefste Einsattelung ist der Draspaß von 3443 m Höhe in Kaschmir; er ist eisfrei und auch im tiefsten Winter durch Schneewehen nur auf wenige Tage geschlossen.

Der H. hat für die Ebenen Indiens sich jederzeit als Grenzwall erwiesen; kein feindliches Heer nahm über dieses Gebirge den Weg dahin, alle Eroberer von N. umgingen es. Dagegen verdankt der H. Indien [543] einen großen Teil seiner Bewohner und seine ganze Kultur, während kein Stamm des Gebirges je auf die Geschicke Indiens bestimmend eingewirkt hat. Den ersten Landerwerb machte die Britisch-Ostindische Kompanie infolge eines glücklichen Kriegs mit Nepal 1816 in den Landschaften Kamaon (s. d.) und Garwhal (s. d.); sie schob sich hierdurch trennend ein zwischen Kaschmir und Nepal. Vergrößert wurde dieser Besitz 1846 im Krieg mit den Sikh durch den angrenzenden Bezirk von Spiti. Im O. erfolgte 1835 durch Kauf der Erwerb eines kleinen Gebiets in Sikkim, dessen Herrscher 1849 wegen Treubruchs zu weiterer Abtretung gezwungen wurde. Östlich davon kamen die Duars 1841 mit der Erwerbung von Assam an England. Etwas Zuwachs brachte 1864 der Krieg, zu welchem Bhutan übermütig herausgefordert hatte. Für die Engländer ist der H. wegen seines stärkenden Klimas von größter Wichtigkeit; eine ganze Reihe von Gesundheitsstationen erstreckt sich von Marri im Pandschab bis nach Almora im Kamaondistrikt. Es sind dies Marri und Abbotabad bei Hazara, Dalhousie in den Dschambabergen, Dharmsala bei Kangra, Simla mit den Nebenstationen Dugschai, Subashu und Kussauli, dann Mussuri und Landur an den Ufern bis Dun. In Sikkim liegt Dardschiling. Militär wie Zivil sucht im H. Erholung; der Generalgouverneur zieht alljährlich mit seinem Hofstaat und seinen Beamten nach Simla, und an vielen dieser Stationen haben sich Pensionäre dauernd niedergelassen. In jüngster Zeit sind auch an mehreren Punkten Brauereien errichtet worden. S. Karte „Zentralasien“. Vgl. H. v. Schlagintweit, Results of a scientific mission to India and High Asia (Lond. u. Leipz. 1860–66, 4 Bde., mit vollständigen Litteraturnachweisen); Derselbe, Reisen in Indien und Hochasien, Bd. 2 (Jena 1871); E. Schlagintweit, Indien (Leipz. 1881); Ujfalvy, Aus dem westlichen H. (das. 1884); Atkinson, The Himalaya districts (Allahabad 1882 ff.).