Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Herr“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 441
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Herr. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 441. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Herr (Version vom 10.07.2021)

[441] Herr (althochd. hêriro, hêrero, hêrro) ist die schon im 9. Jahrh. substantivisch gebrauchte Komparativform von hehr (hêr) und bezeichnete zunächst nur den Höhergestellten gegenüber dem Geringern, den Befehlenden gegenüber dem Knechte; doch fand das Wort auch schon frühzeitig Anwendung auf den himmlischen Herrscher (Gott oder Christus). In der höfischen Periode wurde H. Standesname für die Adligen, besonders die reichsunmittelbaren, die in der Würde nach den Fürsten und Grafen kamen, und der unerwachsene Sohn solcher Herren hieß Junchêrre (Junker). In den Städten ging der Name H. auf die obrigkeitlichen Personen über; allgemeiner wurde er auch vom Familienoberhaupt, von Geistlichen, überhaupt von Personen, welche Gewalt über etwas haben, gebraucht. Die mit H. verbundene Standesauszeichnung verwischte sich allmählich, und das Wort sank mit Beginn des 17. Jahrh. zu einer bloßen Höflichkeitsbezeigung herab.