Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Heraklĭos“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 399
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Heraklĭos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 399. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Herakl%C4%ADos (Version vom 10.04.2022)

[399] Heraklĭos, Kaiser des oström. Reichs, geb. 575, Sohn des gleichnamigen Statthalters von Afrika, landete 610 mit afrikanischen Truppen in Konstantinopel, stürzte den Usurpater Phokas (s. d.), ließ ihn enthaupten und bestieg selbst den Thron, den seine Nachkommen bis ins vierte Geschlecht behauptet haben. Er stellte die Disziplin des Heers wieder her, gründete eine neue Ordnung im Staat, entriß dem Perserkönig Chosroes II., der ganz Vorderasien erobert hatte, dasselbe wieder in mehreren glücklichen Feldzügen (622–628) und schloß nach Chosroes’ Tod (628) mit dessen Sohn Siroes einen Frieden, der ihm das von den Persern in Jerusalem erbeutete Kreuz Christi zurückgab (14. Sept. 629, Fest der Kreuzeserhöhung). In den theologischen Streitigkeiten über die Natur Christi suchte H. zwischen der orthodoxen Partei und den Monophysiten zu vermitteln und erließ ein Glaubensgesetz, daß trotz der zwei Naturen doch nur ein Wille in Christus sei. Dies Gesetz erregte neue Spaltungen; die Anhänger desselben, Monotheleten, wurden später verdammt, haben sich aber in den Maroniten erhalten. H. mußte noch erleben, daß sich die Araber Syriens und Ägyptens bemächtigten; er starb 641, nachdem er Konstantin, den Sohn seiner ersten Gemahlin Eudoxia, und Herakleonas, den Sohn seiner Nichte und zweiten Gemahlin Martina, zu gemeinschaftlichen Thronerben ernannt hatte. Vgl. Drapeyron, L’empereur Héraclius et l’empire byzantin au VII. siècle (Par. 1869).