MKL1888:Heliade
[353] Heliade (H.-Radulescu), Johann, rumän. Schriftsteller und Staatsmann, geboren gegen 1801 zu Tirgovist aus einer armen Familie, genoß seine Erziehung in Bukarest und wurde mit 20 Jahren Professor am Kollegium St. Sava in Bukarest, dann Mitglied der Schulbehörde, Generalinspektor der Schulen und Archivdirektor. 1848 gehörte er zu denjenigen, welche den Fürsten Georg Bibesco zur Unterzeichnung einer Verfassung bestimmten. Nach der Flucht des Fürsten (24. Juni) ward H. Mitglied der provisorischen Regierung, mußte aber beim Heranrücken der Russen und Türken, wie andre Geächtete, fliehen. Er begab sich zunächst nach Kronstadt in Siebenbürgen, von da 1849 nach Paris und im folgenden Jahr nach der Türkei, wo ihm die Insel Chios zum Aufenthalt angewiesen wurde. Im Gefolge Omer Paschas zog er 1854 in Bukarest ein, wo er seitdem verblieb. Er starb im Mai 1872. Die litterarische Thätigkeit Heliades ist sehr bedeutend gewesen, früher überschätzt, heute mit Unrecht gering geachtet. Ihr Wert besteht in dem Anstoß, den er der jungen aufstrebenden rumänischen Litteratur auf verschiedenen Gebieten gegeben hat. Als Dichter fehlt es ihm an Phantasie, und seine Sprache ist oft gesucht und durch weit getriebene lateinische Neologismen entstellt. H. gründete 1828 die erste rumänische litterarische Zeitschrift: „Curierul românesc“, nach deren Unterdrückung (1848) er 1862 den „Curierul de ambe sexe“ (5 Bde.) ins Leben rief, schrieb 1844 ein heroisches Drama über Mirceu und 1846 ein nationales Gedicht über Michael den Braven; ferner: „Souvenirs et impressions d’un proscrit“ (Par. 1850); „Mémoires sur l’histoire de la régénération roumaine“ (das. 1851) und „Cursŭ de poesie generală“ (1868 ff., 3 Bde.). Eine Auswahl aus seinen Schriften („Culegere din scrierile de prose su de poesie“) ist 1836 erschienen. Vgl. Popu, Conspect asupra literaturei române, Bd. 1 (Bukar. 1875).