Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hartenstein“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Hartenstein“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 8 (1887), Seite 181182
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Hartenstein. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 181–182. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hartenstein (Version vom 01.10.2022)

[181] Hartenstein, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Ölsnitz, 374 m ü. M., an der Mulde, Besitztum der Fürsten von Schönburg, hat ein Amtsgericht, eine Kirche, ein burgähnliches Schloß mit dem Schönburger Familienarchiv, einer Kapelle und schönem Park, Weißwaren-, Korsett- und Knopffabrikation, Maschinenstickerei, eine Kunstwasch- und Plättanstalt und (1885) 2629 evang. Einwohner. H. ist der Geburtsort des Dichters Paul Fleming. In der Nähe befindet sich die aus der Geschichte des sächsischen Prinzenraubes (s. d.) bekannte Prinzenhöhle. – H., der Hauptort der gleichnamigen Grafschaft, gehörte zunächst als Reichslehen [182] den Burggrafen von Meißen, kam dann unter die Hoheit der Markgrafen von Meißen, wurde 1406 an die Herren von Schönburg verpfändet und ging 1414 in deren Besitz über. Es verblieb ihnen auch, als 1559 der größte Teil der Grafschaft H. von Kursachsen angekauft wurde. Seit 1701 ist es der Hauptort einer Linie der jetzigen Fürsten von Schönburg (s. d.). 1 km südlich Dorf Stein, Station der Zwickau-Schwarzenberger Bahn.

Hartenstein, Gustav, philosoph. Schriftsteller, geb. 18. März 1808 zu Plauen im sächsischen Vogtland, gebildet zu Grimma und Leipzig, habilitierte sich 1833 mit der Abhandlung „De Archytae Tarentini fragmentis philosophicis“ (Leipz. 1833) in der philosophischen Fakultät daselbst und ward 1834 zum außerordentlichen und 1836 zum ordentlichen Professor der Philosophie ernannt. Seine philosophische Richtung wurde vorzüglich durch Herbarts Forschungen entschieden, zu deren richtigem Verständnis und weiterer Entwickelung er in den Schriften: „Die Probleme und Grundlehren der allgemeinen Metaphysik“ (Leipz. 1836) und „Die Grundbegriffe der ethischen Wissenschaften“ (das. 1844) als einer der scharfsinnigsten und eifrigsten unter den Jüngern desselben erheblich mitwirkte. Unter seinen kleinern Arbeiten sind, neben den von ihm besorgten Gesamtausgaben der Werke Kants (Leipz. 1838, 10 Bde.; neue Aufl. 1867–69, 8 Bde.) und Herbarts (das. 1850, 12 Bde.), die polemische Schrift „Über die neuesten Darstellungen und Beurteilungen der Herbartschen Philosophie“ (das. 1838), die Abhandlungen: „De ethices a Schleiermachero propositae fundamento“ (das. 1837, 2 Hefte), „De materiae apud Leibnitium notione“ (das. 1846, Supplem. 1856 u. 1857), „Darstellung der Rechtsphilosophie des Hugo Grotius“ (das. 1850), „Über den wissenschaftlichen Wert der Aristotelischen Ethik“ (1859), „Über Lockes Lehre von der menschlichen Erkenntnis, in Vergleichung mit Leibniz’ Kritik derselben“ (1861) in den „Abhandlungen der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften“ zu erwähnen. Dieselben erschienen unter dem Titel: „Historisch-philosophische Abhandlungen“ (Leipz. 1870) gesammelt. 1848 übernahm H. das Ephorat der Leipziger Universitätsbibliothek; 1859 siedelte er nach Jena als Privatmann über, wo er noch lebt.